Baptists – Beacon of Faith
Auch, wenn das angekündigte Leuchtfeuer der Zuversicht ausbleibt, ist die Namensgebung des dritten Baptists-Albums doch durchaus symbolträchtig. Immerhin bleibt den Kanadiern die Verbundenheit zum zweiten Buchstaben des Alphabets ebenso traditionsbewusst erhalten, wie Beacon of Faith das bisher dogmatische Muster der Ein-Wort-Titel kurzerhand erweitert.
Ein adäquates Sinnbild ist das deswegen, weil das Quartett aus Vancouver mit Beacon of Faith ein gefühltes Comeback aufgenommen hat, dass einerseits nahtlos an die bisherigen Discografie um eine selbstbetitelte EP (2010) sowie die beiden Langspieler [amazon_link id=“B01BO4MVTI“ target=“_blank“ ]Bushcraft[/amazon_link] (2013) und [amazon_link id=“B00MNCVYYO“ target=“_blank“ ]Bloodmines[/amazon_link] (2014) anknüpft, deren MO jedoch nicht nur vertieft, sondern auch geduldig in der Bandbreite erweitert und damit zur bisher variantenreichesten und ergiebigsten und Platte in der angestammten Baptists-Spielwiese im Spannungsfeld von Kollegen wie Cursed, Trap Them oder Split Cranium macht.
Immer wieder denkt das Quartett das roh randalierende Gebräu aus Hardcore, Crust und Punk neben relativ typischen, eher auf wertkonservative Effektivität bedachten Sprintern wie Absolved of Life / Spent Cells oder dem räudig heulenden Outbreeding mit heavy brütender Konsequenz in Richtung Converge weiter, während sich Beacon of Faith ganz generell vielschichtigere Ausbrüche in Sachen Dynamik, Tempo und Intensität gönnt, als man das bisher vom D-Beat geprägten Angriffs-Rausch der Baptists gewohnt war.
Schon der Opener Worse Than Hate ist metallischer orientiert, lässt seine Gitarren im Stop-and-Go-Modus dissonant heulen, wie der allgegenwärtige Produzent Kurt Ballou das bei seiner Stammband vormacht, während der Song zwischen den Gängen ausgedehnt umherschaltet und auch der Titelsong in ähnlicher Veranlagung unter einem fast schon eingängig-skandierenden Refrain galoppiert. Schade zwar, dass dem Songwriting hier trotz einer tollen Bridge der finale Geistesblitz fehlt und Baptists ohne unbedingte Unverkennbarkeit eher pflichtbewusst den Genrestandard heben, als triumphal zu überwältigen.
Doch wächst Beacon of Faith im weiteren Verlauf ohnedies immer weiter an. Capsule beginnt etwa als doomig walzender Drone, schleppt sich mit beschwörender Dichte über seinen hypnotischen Rhythmus und bremst sich irgendwann komplett aus, nur um erst skelettiert zum kotzenden Hass zu stapfen und sich letztendlich immer mehr an sich selbst wundzureiben: Monumentaler und ambitionierter waren Baptists bisher noch nicht. Dabei ist das Ende der Fahnenstange zu diesem Zeitpunkt noch gar nicht erreicht.
Vicarious Trauma hat eine schön dramatische Note in den Gitarren und trumpft instrumental imposant muskelspielend auf, bevor der Song wie ein Geschwür anwächst. Victim Service beginnt dagegen als klassich furiose Baptists-Achterbahnfahrt, die immer hyperventilierender eskaliert und den Weg für die beiden (stimmungstechnisch angenehm variabler aufgestellten) Epen der Platte ebnet: Indigo Child malträtiert zuerst am Gaspedal, bis die kanalisierte Wut ausgeblutet ist, sich der Song immer versöhnlicher beruhigt und hinten raus zum beinahe försorglich die melodische Anmut pflegenden, versprochenen Beacon of Faith wird.
Tatsächlich breitet sich das knapp sechsminütige Eulogy Template danach mit lauernder Dunkelheit in den Post Metal aus und zementiert die Erkenntnis, dass Baptists ihr Repertoire nachhaltig erweitert und dabei gelernt haben, dass eine daueragressiv attackierende Frontalität nicht das einzige Ventil für die Katharsis sein muss: Beacon of Faith schließt hier die Augen und zieht seine endgültige Detonation ohne Geschwindigkeitsrausch zu, auch wenn die überwältigende Intensität ausbleibt.
So formvollendet und definitiv Baptists ihren Sound auf ihren bisherigen Studioalben bisher zelebriert haben, so wirkt das Drittwerk hier im Speziellen und allgemein phasenweise in seinem reichhaltigeren Fundus noch nicht derart angekommen wie seine Vorgänger – eher wie ein den Wachstumsschmerz noch nicht vollends in restlos zwingendes Songwriting ummünzender Evolutionsprozess in die richtige Richtung, der sich momentan auch noch ein bisschen zu sehr in den Schatten von Converge stellt.
Dass durch den Umzug der halben Besetzung samt dem Engagement von Schlagzeuger Nick Yacyshyn bei Sumac zwangsweise für knapp vier Jahre der Wind aus der bisher so atemlosen Veröffentlichungsstafette von Baptists genommen wurde, hat sich insofern dennoch als glückliche Fügung für die Entwicklung der Band erwiesen: Beacon of Faith eröffnet der Band neue Perspektiven und legt Potential frei, das man lieber morgen, als erst in vier Jahren abgeschöpft hören will.
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