Bane – Don’t Wait Up
„This is my final backward glance I’ve never been much good at saying goodbye.“ Ein letztes Mal so richtig auf den Putz hauen und die eigenen Stärken destillieren – danach macht die Hardcore-Institution Bane den Laden dicht.
Allerdings nicht, weil die Luft raus wäre. Eigentlich ist das Gegenteil der Fall: schon (das unverrückbar betitelte) ‚Non-Negotiable‚ streckt sich vom schweißtreibenden, ehrlichen Oldschool-Hardcorehetzer zum melodischen Midtempo-Nackenbrecher und findet sogar noch die Zeit melancholisch zu verglühen; alleine das großartige ‚Calling Hours‚ bricht danach mit einen so energischen Tatendrang aus den Boxen, wie das derart enthusiastisch sonst nur im jugendlichen Übermut möglich ist – und justament wenn sich abzeichnet dass Bane den Song mit der Erfahrung von 20 Jahren Band- und Tourleben knallhart und trocken nach Hause spielen, probieren die Bandköpfe Aaron Bedard und Aaron Dalbec sogar noch Neues aus, öffnen die Türen und laden einen Haufen Kumpels ein [Pat Flynn von den unvergessenen Bane-Jüngern Have Heart, Walter Delgado (Rotting Out), David Wood (Down to Nothing und Terror) und die erstaunlich klar singende Reba Meyers von den grundsätzlich randalierenden Code Orange Kids)], um deren letzte Aufwartung zum wild verbrüderten Radaufest zu machen und noch einmal vorzuführen wie deutlich die Spuren sind, die Bane über die Jahrzehnte auf gerade einmal vier Alben und zahlreichen EP’s für nachfolgende Generationen hinterlassen haben.
Auch während ihrer eigenen Abschiedsgala geben die Jungs aus Massachusetts ohne einen Funken Ermüdungserscheinung noch einmal alles, lassen mal superknackige Wutbomben wie das metallisch den Breakdown suchende ‚Park St.‚ oder den nicht einmal 90 sekündigen Sprinter ‚What Awaits Us Now‚ explodieren, drücken im martialisch polternden ‚Post Hoc‚ das Gaspedal durch, nicht ohne die Sache mit atmosphärischeren Parts auszubalancieren: das Spiel mit der Dynamik haben Bane längst routiniert verinnerlicht, sich ausnahmslos auf den eigenen Vorzügen auszuruhen ist aber nicht ihr Ding.
Regelrecht bezeichnend für die vorherrschende Einstellung ist deswegen auch das Finale von ‚Don’t Wait Up‚: da gelingt Bane mit ‚Wrong Planet‚ im Auge des Sturms ein Song der dank simpel oszillierendem Gitarrengeplänkel eigentlich ein herrlich nachdenklicher, aber wohl zu pragmatischer Ausklang wäre – die allzu sentimentale Steilvorlage wird deswegen konsequent liegen gelassen um mit dem ausladenden Feuerwerk ‚Final Backward Glance‚ die Chance zu nützen zuerst nochmal richtig draufloszuknüppeln und den Closer danach regelrecht episch in die Breite zu ziehen, sich selbst einen unter die Haut gehenden Epitaph mit der nötigen Schlagkraft zu setzen.
Da lässt es sich auch verschmerzen dass die aufgefahrenen Highlights ein wenig die Sicht auf die routinierter funktionierenden Tracks verstellen, auch, weil Bane jedem Song seine eigene Identität ermöglichen. Dennoch ist ‚Don’t Wait Up‚ immer dann am besten ist wenn Bane die auf volle Distanz etwas zu freizügig eingesetzten Gangshouts und Call and Respense-Parts in ihre Schranken weisen und stattdessen hakenschlagend und wendig dahinbrettern – und dabei stets schlicht schlauere (weil soviel effektivere) Songschreiber sind, als es das im klaren Rahmen agierende Genrewerk auf den ersten Blick preisgeben möchte, weil die Amerikaner das Rad zwar nicht neu erfinden, aber es derart mitreißend andrehen, dass, wäre dieses Viertwerk gar die einzige Platte aus ihrer Schmiede gewesen, Bane trotzdem von nicht wenigen schmerzlich vermisst werden würden.
Wobei: die eigentliche Trumpfkarte liegt dann abseits der kraftvollen Performance insgeheim klar bei den Lyrics, die so ohne die nötige Vorgeschichte wohl nicht derart in den Magen fahren würden, ihre Fäuste zwischen Nostalgie und Existenzaufarbeitung schwingend den berührenden, endgültigen Schlussstrich unter die Bandgeschichte mit einer ordentlichen Portion Wehmut und Aufbruchsstimmung gleichermaßen zu ziehen. Weswegen das Ende der Kombo nach kompakten 31 Minuten natürlich umso bedauernswerter erscheint. Dabei machen Bane damit in beispielhafter Konsequenz nur bis zuletzt so verdammt viel richtig, ziehen den Stecker im Positiven: „The only thing I can’t buy more of is time/ But I will fill what is left of my days with the things I love the most.“ Bevor es halbherzig werde könnte zementieren Bane ihre Reputation also ohne falsche Kompromisse eingehen zu müssen. Und stellen damit endgültig die Weichen auf Kurs Richtung Genre-Legendenstatus.
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