Band of Horses – Things Are Great

von am 20. August 2022 in Album

Band of Horses – Things Are Great

Die vier satten Jahre Pause zwischen dem faden Mirage Rock und dem kurskorrigierenden Why Are You Ok haben Band of Horses bereits gut getan – und das neuerliche knappe halbe Dutzend vor Things Are Great sogar noch mehr!

Der anderswo in Zeiten wie diesen von vornherein als blanker Zynismus gelesen werden könnende, aus der Feder von Ben Bridwell aber erst einmal doch wie sanfter Zweckoptimismus klingende Albumtitel liegt zwar (gemessen an der Songqualität) nicht ganz richtig, weil dem sechsten Langspieler der Band of Horses dann doch die Ausnahmesongs und herausragenden Hits angehen, um in diese großartigen Sphären vorzustoßen.
Doch auch so fühlt sich Things Are Great in vielerlei Hinsicht wie ein veritabler Zeittunnel in die zweite Hälfte der Nullerjahre an. Ästhetisch sowieso (denn, seinen wir ehrlich: Entwicklung oder stilistische Veränderung sucht man bei der Band aus Seattle vergebens – was jedoch nicht unbedingt negativ zu verstehen ist!), doch schließt auch das konstante Niveau beinahe zu den Heydays auf, weswegen man hinter der vermeintlich unspektakulären Gefälligkeit letztendlich doch all die angenehmen Melodien und schöngeistige Hooks im feinen Fluß zu schätzen lernt.

Crutch bekommt flott beschwingt ein paar sonnig-subtile Synthies spendiert und positioniert sich ebenso wie der nonchalant-unaufgeregte, nette Singalong  Lights in der Nähe von Nada Surf, bevor auch In Need of Repair geduldig eine weiche Wärme pflegt, als tropikal zurückgelehnter Eskapismus den Refrain ein wenig leidenschaftlicher in die verstärkten Indie-Kurven legt.
Tragedy of the Commons bremst seine Niedlichkeit immer mal bis kurz vor den Stillstand aus, träumt aber vor allem in bittersüßer Wohligkeit und bringt hinten raus den schwelgenden Twist so tröstend wie vertraut in den Arm zu nehmen. Die Kontemplation In the Hard Times schwoft entschleunigt zum Country und Americana, während Aftermath einen sinnierenden Groove in die elegische Nacht malt, auf dem Band of Horses den Chorus energischer aufkochen. Der zügiger Upbeat von Ice Night We’re Having bleibt ein blass-effektives Mittel zum Zweck, derweil You Are Nice to Me beinahe einen Hip Hop-Beat assimiliert, das Piano,  perkussiv gezupfte Saiten und ätherische chorale Ahnungen das wunderbare Zusammenspiel der Arrangements, des Halls, der generellen Stimmung im Dialog aus Wehmut und Hoffnung zelebrieren.

Am stärksten gelingt jedoch die Klammer der Platte. Warning Signs trumpft als optimistisch-stampfende Aufbruchstimmung des bratzend schunkelnden Indierock mit oszillierend perlenden Gitarren auf, während Coalinga in seinen liebenswert umarmenden Backing-Chören poppig schippert und neben dem Urlaub vom Alltag auch den Albumtitel klärt: „Things are great, yeah things are great/ In a cow shit smelling hellhole called Coalinga“. Also doch Zynismus, wenn auch mit Lokalkolorit.
Das passt aber irgendwo zu der Tatsache, dass Bridwell seit Why Are You Ok seine halbe Band hinausgeworfen hat und danach auch noch die Produktion von Things Are Great zugunsten der Eigenregie über den Haufen schmiss – und nun toxische Beziehungen zu einem der Leitthemen dieses Comebacks macht: „Not to cry in front of people at work/ Well that’s hard, hard, hard, at times you know/ …/ I don’t want help/ I don’t want counseling/ I won’t go to therapy/ I won’t do anything, oh“. Wäre die (mit Fanbrille bewertete) Freude über diese Rückkehr zur Form nicht so groß, man müsste sich eigentlich glatt Sorgen machen.

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