Bambara – Love on My Mind

von am 22. März 2022 in EP

Bambara – Love on My Mind

Düsterer, rotweinschwer-romantischer Post-Blues im Western-Gothic-Zwielicht: Bambara setzen den Deathrock/Cowpunk-Weg von Stray mit den sechs Songs des Mini Albums Love on My Mind fort – und bauen ihn aus.

Blaze Bateh und seine Band folgen ihren Charakteren primär weiterhin auf einem Pfad, der beständig an den Gun Club und Leonard Cohen, an Nick Cave und Rowland S. Howard denken lässt, vom Leben und seinen Bußgängen erzählt, doch setzt das Trio aus Athens dabei kleine Stellschrauben nach, um dabei neue Perspektiven aufzutun: das Bambara‘sche Spektrum wird erweitert, indem die Soundpalette auch durch die Mithilfe von Bria Salmena (Orville Peck, Frigs) und Drew Citron (Public Practice) sowie Jason Disu und Jeff Tobias (Sunwatchers) am Saxofon und Posaune wächst.
Slither in the Rain funkelt wie eine minimalistisch in die Finsternis shoegazende Synth-Ballade in einer melancholischen Erinnerung an den Wilden Westen der 80er, Mythic Love lässt sich von seiner Rhythmusabteilung durch Delay und Reverb treiben, als hätten sich Iceage ganz dem punkigen Country ergeben – obwohl sich die Nummer für flehende Duett-Auftritt mit Bria Salmena ausbremst. In Birds hängen die Texturen über einen satteren Groove wie ein gothisches Dreampop-Gemälde, während die Gitarren ein klein wenig optimistisch nach Aufbruchstimmung klingen dürfen: „We make it or we don’t“.

Es ist ein latent prätentiös-larmoyanter Pragmatismus, der das Songwriting und tolle, schicksalherausfordernde Storytelling der Platte bestimmt, sich manchmal aber auch ein bisschen zu sehr auf die Ästhetik und Ausstrahlung der Stimm- und Klangfarben verlässt. Bambara erzählen schließlich alleine durch ihre Ausstrahlung von Tiefenwirkungen, dadurch aber fehlt kompositionell oft der letzte Meter an Genie, der im darbenden Suhlen verwehrt bleibt.
Feelin‘ Like a Funeral ist etwa ein simpel-unangepasster Rocker, der die Prärie von Twin Peaks stampfend für Outlaw-Bikerclubs beschwört, aber auf Platte nur den Ansatz des Exzess skizziert, ohne wirklich erschöpfend zu eskalieren – das wird wohl erst live passieren. Die Stakkato-Intonation von Point at Shoot skandiert dagegen mit Hintergrund-Gitarren in deliranter Schieflage lethargisch wie A Wolf at the Door,  lässt seine individuelle Charakterstärke aber auch zu unpräzise durch die Finger rinnen.
Nur das herausragende Little Wars erreicht in seinem kontemplativen, unterschwellig aufbrausenden Wesen mit wunderbar bittersüß aus der Nostalgie hauchenden Backingstimmen eine eindringliche Präsent wie etwa Sing Me to the Street auf Stray. Das ist freilich Jammern auf hohem Niveau – aber auch dadurch bedingt, dass man das Gefühl hat, als würden die so konstant fabelhaften Bambara der nächsten Karrierestufe hier auf Sicht so nahe sein, wie nie zuvor.

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