Bad Religion – Christmas Songs
Den Auftakt zur unvermeidlichen Weihnachtsalbensaison begeht dieses Jahr ausgerechnet der vielleicht ironischst-mögliche Vertreter: Ausgerechnet Bad Religion punkrocken sich nach bewährter Manier durch die stille Zeit des Jahres.
Wer behauptet dass Bad Religion nur zwei Arten von Songs schreiben wollen/können (schnell und schneller) wird auch nach den versammelten 8 Weihnachtsklassikern (sowie zusätzlich einer von Andy Wallace, kraft-und deutlich druckvolleren Version des ‚Recipe for Hate‚-Krachers ‚American Jesus‚ als Anhang) seine Meinung nicht ändern wollen/müssen: wenn Greg Graffin, Brett Gurewitz und ihre Institution einen Song interpretieren wird daraus nun mal eben nahtlos und durch und durch eine Bad Religion Nummer – so eben auch die hier aufgefahrenen Chrismas-Hadern. Was dann in den nach vorne gehenden zwanzig Minuten zu einer kurzweiligen und stets mit gründlicher Sorgfalt ausgeführten Trademark-Punkrock-Fingerübung ohne allzu besinnlichen Charakter resultiert. Funfact: auch ohne ‚Silent Night‚ inklusive Österreich-Bezug.
‚Hark! The Herald Angels Sing‚ eröffnet da mit feierlichem Acapella-Harmoniegesang bevor die Gitarren munter sliden und Bad Religion (natürlich) gar nicht so weit vom tollen aktuellen ‚True North‚ das machen, was sie immer machen. Auch das folgende ‚O Come All Ye Faithful‚ gönnt sich ein markantes Intro als Auslage für Graffins ein bisschen schiefer als sonst an der Melodie hängenden Gesang, den beinahe hymnisch grätschenden Gitarren und einem verschleppten, pumpenden D-Beat samt quengelnden Bass: ein Minimalsolo von Schlagwerker Brooks Wackermann!
Aus ‚O Come, O Come Emmanuel‚ machen Bad Religion einen schnörkellosen Rocksong auf der Beschleunigungsspur mit kniddelnden Solo-Gitarren im Rückspiegel, ‚White Christmas‚ gibt sich dadegen geradezu versöhnlich zwischen Ramones und den Sex Pistols platziert. Für ‚Little Drummer Boy‚ wechseln die Szene-Urgesteine zu einer leichtfüßig-militärischen Stränge, lassen die Gitarren zum militärischen Marsch Richtung Hair Metal im markantesten Songheulen, bevor ‚God Rest Ye Merry Gentlemen‚ und das über seine Melodie surfende ‚Angels We Have Heard On High‚ (unter den gegebenen Umständen) wieder Bad Religion–business as usual darstellen: aber kann man davon je genug bekommen?
Bräuchte es nur ein einziges, exaktes Beispiel um zu verdeutlichen wie unterhaltsam und enthusiastisch ‚Christmas Songs‚ in seiner Summe ausgefallen ist, wäre aber wohl kaum ein Song derart geeignet dafür wie ‚What Child Is This?‚ – grundsätzlich einer der unheimlichsten Weihnachtssongs erstrahlt dieser hier in Form eines glückselig headbangenden, verschwitzt lächelnden Punkers ohne unnötigen Ballast, der die unbeschwerte Spielfreude dieser knapp bemessenen saisonalen Veröffentlichung auf den Punkt bringt.
Den Fehler ‚Christmas Songs‚ als ausverkaufende Geldscheffelaktion anzusehen sollte man dabei letztlich genausowenig machen, wie das Werk als hanebüchenen Jux abzutun: denn wo Bad Religion ihre Kredibilität über Jahr(zehnt)e hinweg bis hin zu ‚True North‚ stets ein ums andere Mal deutlich unter Beweis gestellt haben begegnen sie den sieben traditionellen Song mit ureigener Handschrift hier zu jedem Zeitpunkt mit dem nötigen Ernst, um sich nicht billig als Spotter zu positionieren. Dass man als Fan geneigt ist ‚Christmas Songs‚ durch die engagierte Hintergrundgeschichte seiner Urheber (ungeachtet etwaig vorhandener oder nicht vorhandener Intentionen) trotz allem eine mahnende Metaebene anzurechnen spricht dann eventuell nur für eine kritische Meinungsbildung, für die Bad Religion seit jeher eintreten. Also: Hardcorefans greifen zu, alle anderen werden es wohl klassischer bevorzugen.
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