Babyshambles – Sequel to the Prequel
‚Sequel to the Prequel‚ ist das erste Album von Pete Doherty, dass sich nicht zwischen Genie und Wahnsinn, zwischen berauschendem Meisterwerk und ermüdenden Totalausfall aufreibt, sondern den 34 jährigen durchwegs souverän und routiniert als Vorstand einer vielseitig einsetzbaren Indierockband zeigt.
Schön und gut, dass sich Doherty knapp sieben Jahre nach ‚Shotter’s Nation‚ und vier nach ‚Grace Wastelands‚ (wenigstens musikalisch) gefangen zu haben scheint – manchmal etwas schade jedoch, dass dies auf dem weitestgehend ausfallfreien und verschmitzt betitelten ‚Sequel to the Prequel‚ manchmal etwas zu weit in der Middle of the Road passiert. Denn wo das wüst eröffnende ‚Fireman‚ geradezu dreist im Fundus der Sex Pistols wildert, schaltet gleich die folgende (klassisch an zweiter Stelle platzierte) Single ‚Nothing Comes To Nothing‚ vorsichtshalber wieder einen Gang zurück, bedient Formatradiostationen mit einem gefällig eingängigen und von Doherty charmant genölten Ohrwurm.
Was folgt sind zehn Songs, die von mal mehr, mal weniger dezenten Drogen-Anspielungen Gebrauch machen („I don’t want your love / Bang bang, I’m gone / But I still need you now / The seeds are sewn„), augenzwinkernd mit der Wahrnehmung der Öffentlichkeit kokettieren (‚Picture me in a Hospital‚) oder die Vorzüge eines Zoobesuchs hervorheben („We could see monkeys. We could see snakes. We could see penguins. Ah, penguins are great„) und musikalisch meist unkaschiert bei sich selbst und anderen absschauen (‚New Pair‚ hätte mit etwas mehr Feuer auch als ‚Maggie’s Farm‚-Cover der Libertines herhalten können, ‚Fall From Grace‚ ist das Country-Update von ‚There she Goes‚ und ‚Maybeline‚ klaut sein Riff bedenkenlos bei ‚Fuck Forever‚) – aber die Versatzstücke und Zitate, Verweise und griffigen Melodien knackig und kurzweilig genug zusammensetzen um auch zehn Jahren nach den Heydays der Libertines noch den einen oder anderen Indierockhund hinterm Ofen hervorzulocken.
Generell präsentiert sich ‚Sequel to the Prequel‚ angenehm vielseitig und abwechslungsreich, spaziert erstaunlich entspannt, angenehm unaufgeregt und immer etwa zu glattgebügelt durch die versierte Stephen Street-Produktion, ist zielsicher und kaum schludrig bei den obligatorischen Raggae-Ausflügen (das dubbige ‚Dr. No‚ hat eine smarte Gorillaz-Mundharmonika an Bord, ist aber eigentlich der schwächere Gegenentwurf zum Bonus-Track ‚Cuckoo‚) und dem gut gelaunt aus der nächsten Bar taumelndem Boogie (im Titelsong), verinnerlicht dann wieder regelrecht konventionell agierende Stadionrock-Refrains (‚Farmer’s Daughter‚) ebenso nahtlos wie einen aus der Zeit gefallenen Northern-Skellett-Fideltanz (‚Picture Me In A Hospital‚) oder dramatischen Mini-Epen (‚Minefield‘).
Wirklich aufregend ist das alles natürlich nicht mehr. Aber einem Doherty-Album attestieren zu können die Wogen zwischen den qualitativen Extremen zu glätten, womöglich sogar die musikalische Erwachsenen-Jahre des Engländers einzuleiten, ist auf Dauer wohl ohnedies mehr wert. Eine Platte wie ein Bausparvertrag.
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