Arlo Parks – Collapsed in Sunbeams

von am 20. Januar 2021 in Album

Arlo Parks – Collapsed in Sunbeams

Eine absolut angenehm zu konsumierende Melange aus entspanntem Pop, geschmeidigem R&B und zwanglosem Soul: Arlo Parks liefert auf ihrem (ideal betitelten) Debütalbum Collapsed in Sunbeams einen einnehmenden Soundtrack für geschlossene Coffeeshops, leere Strände und einsame Herzen.

Warum offenbar alle Welt auf das lange hinausgezögerte Erstlingswerk der BBC-Hoffnung Anaïs Oluwatoyin Estelle Marinho aus London steil geht – steil gehen musste! -, war eigentlich bereits über zwei vorangegangene EPs geklärt; es ist nun aber auch nach dem mit ätherischen Synthieflächen und niedlichem Gitarrengeplänkel die Ästhetik von Collapsed in Sunbeams vorwegnehmenden Spoken Word-Intro und Titelstück absolut offenkundig: Arlo Parks unterlegt ihre durchaus smarten Befindlichkeitstexte mit einem solch anziehenden Eklektizismus, der mit sonnigen (nicht gleißenden, sondern wohlig wärmenden) Melodien, immanenter Eingängigkeit und einer so absolut unangestrengt aus dem Handgelenk geschüttelten Performance, chillig und relaxt und schmissig, im Grunde einem zutiefst friedlichem Eskapismus gleichkommt. Collapsed Into Sunbeams transportiert eine erfrischende Natürlichkeit, ist auf eine regelrecht naive Weise abgeklärt.

Oder anders: Arlo Parks hat irgendwo zwischen Assoziationen an Lianne La Havas, Lily Allen, Khruangbin und Billie Eilish vielleicht das Album geschrieben, an dem Tayla Parx vergangenes Jahr scheiterte; sicher aber eine ausfallfreie Stafette an kleinen und sympathischen Ohrwürmern auf Lager, die nicht nur dem Formatradiohörer das Herz aufgehen lassen wird. Smooth entwaffnet Hurt mit einem geschmeidigem Trip Hop-Groove, die weniger Millimeter unter der Wasseroberfläche zur Sonne sehnsüchtelnden Gitarren und sphärischen Texturen haben etwas von Vondelpark. Selbst wenn der Refrain nicht derart oft, eigentlich deutlich zu oft, wiederholt werden würde, wäre das ein sommerlicher Hit – was so auch exakt für das nachfolgende, gefällig und relaxt mit Achtel-Gitarren pumpende Too Good gilt, das sich als Perspektive von Natalie Prass auf Alright, Still mit seinem simplen Songwriting und problemlos mitsummbarer Catchyness pudelwohl fühlt. Das behutsam angetauchte Hope ist in seiner noblen Zurückhaltung sogar die noch bessere Single (obgleich erst die sechste derartige Wahl), während die verträumt und klar dahingleitende Brise Caroline mit seinem Basslauf indirekten Bezug auf Radiohead nimmt. Ideal geht insofern das kontemplative Black Dog vor, dessen behagliche Atmosphäre von einer sanften Akustikgitarre getragen wird, ätherisch und weich balsamiertes dies mit unendlich angenehmer Harmonie, lässt sich plätschernd in die Räume treiben, in denen When We All Fall Asleep, Where Do We Go? zu dicht stand.

Die zweite Hälfte der Platte nimmt sich an individuellen Highlights dann etwas zurück, zeigt die stimmlich tolle Arlo Parks in abwechslungsreichen Ausrichtungen ihrer Komfortzone. Green Eyes gibt sich unaufgeregt und doch so lebendig und unverbraucht, Just Go addiert ein bisschen Piano und Funk in der unaufdringlichen Griffigkeit. For Violet pflegt einen meditativ Downbeat, weich wummernd und ästhetisch. Eugene labsalt in der Schnittmenge von Radiohead und Billie Eilish und Bluish betört wie dösende Clubmusik. Portra 400 bekommt durch ein annähernd jazziges Schlagzeug Konturen, ohne deswegen per se erinnerungswürdig zu sein oder bewusst das Verlangen zu bestärken, der Platte im Gesamten aktiv und unbedingt immer wieder begegnen zu wollen.  Wo Collapsed in Sunbeams in Summe eben stets ein bisschen zu harm- und kantenlos ist, funktioniert das Album effektiv gerade im Hintergrund als nonchalanter Begleiter ausgezeichnet, sei es auch nur nach dem Motto: Man kann dieses charmante Debüt einfach nicht nicht mögen.

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