Ariel Pink & Weyes Blood – Myths 002
Dass Weirdo-Popper Ariel Pink schon gut mit (seiner mittlerweile auch zur Labelkollegin gewordenen Kollegin) Natalie Mering konnte, bevor dieser mit dem letztjährigen Front Row Seat to Earth den Durchbruch unter ihrem Alias Weyes Blood der endgültige Durchbruch gelang, war seit Mature Themes klar. Dennoch begnügt sich die gemeinsame Kollaboration für Mexican Summer auf Myths 002 damit, zur versponnenen Nischensensation für ihre Stammkundschaft zu werden.
Auch auf Alben von Mild High Club und Drugdealer sind sich die beiden Musiker und Freunde aus Kalifornien bereits indirekt begegnet. Die Vorzeichen für die Myths 002-EP sind insofern wohl vielversprechend. Wie mühelos Polarisierer Ariel Pink und die wunderbare Weyes Blood den prätentiösen Avantgarde-Pop der einen Fraktion und den kosmisch entrückten Folk der anderen hier für 14 Minuten dann auch wirklich auf einen gemeinsamen Nenner bringen, kann durchaus als Ausdruck einer tiefer gehenden musikalischen Verbundenheit verstanden werden. Sie mündet zudem in einer originären Stimmung und verschrobenen Ausstrahlung, die die vier versammelten Songs – allesamt verwurzelt in einem gemeinsamen Aufenthalt in Marfa im März 2016 – evozieren. Psychedelisch und verspult werden die obskuren Harmonien und Melodien neben die Spur getrieben, die Wohligkeit immer wieder zerrüttet.
Einzig: Restlos überzeugen können die hinter der aufgefahrenen arty Atmosphäre liegenden Kompositionen dann leider nicht.
Dabei stellen ohnedies Coversongs die Hälfte des Repertoires. Die dunkle Postpunk-Schönheit On Another Day von Sad Lovers and Giants ist ein gut gehütetes Geheimnis der 80er – in den Händen von Pink und Mering (bzw. den Gästen Connan Mockasin und Andrew Van Wyngarden von MGMT) gerät die ätherische Goth-Aura der Nummer zum dünnen LoFi-Live-Mitschnitt, der mit funkelnden Gitarren bezaubert, aber an der schiefen Gesangsinterpretation und penetranten Synthie kentert. Die Melancholie des Originals wirkt da nur angerissen und nicht ergründet, das Ergebnis so unverbindlich plätschernd.
Noch weiter in die Vergangenheit geht es für Daddy, Please Give a Little Time to Me, den das Duo aus dem Fundus der 1960er Girlgroup The Sisters aufgetan hat: Weyes Blood interpretiert den langsam schleichenden Song dominierend weihevoll (und mit Spoken-Word-Versatzstücken) über einem Grundriss aus minimalistischen Rhythmus-Skelleth und kaum greifbaren Gitarrenteppich – es bleibt eine lose Skizze ohne Ziel, schön und gefällig, jedoch mehr noch fragmentarisch und unfertig.
Auch ein Stichwort für Tears on Fire, das die erhabene Folk-Schönheit antäuscht, aber immer wieder mit exaltierter Dramatik in theatralisch gröhlend-gestikulierenden Gesten explodiert. Ein monströser Patchwork-Hybrid unter der Führung Pinks, der ohne die demonstrativ ins Rampenlicht gestelltes Weirdo-Überraschungsmoment wohl noch stimmiger, weil weniger bemüht und natürlicher daherkommend, funktioniert hätte.
Insofern ist die Vampir-Ballade Morning After auch das klare Highlight der EP: Als hätte Weyes Blood einen geduldig schwelgenden Walzer aus der Mottenkiste gezogen, zaubert das Duo hier einen gespenstischen Zwielicht-Tanz zwischen Chelsea Wolfe und Marissa Nadler auf das verwaschen entspannte Parkett, der einmal mehr aufzeigt, dass konventioneller und vernünftiger nicht immer schlechter als überdreht ambitioniert sein muss.
Weswegen dem inkohärent zusammengeklatschten Myths 002 trotz allem beliebigen, kurzweiligen Unterhatltungswert ganz generell eine bessere Balance zwischen freakiger Albernheit und flüchtiger Eleganz gut getan hätte. Und die (nicht unvoreingenommene) Vermutung zudem nahe liegt, dass diese EP rein auf Weyes Blood fokussiert ziemlich großartig hätte werden können.
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