Arbouretum – Coming Out of the Fog
Dave Heumann befreit den dichten Americana-Folk seiner Band phasenweise zumindest ein klein wenig von der relativen Härte seines Vorgängers ‚The Gathering‚, gewichtet die gebliebene Schwere und Intensität auf der melancholischen Lagerfeuerseite Arbouretum’s. Alles beim alten also.
Kaum eine Band beherrscht die Kunst fremde Songs zu covern derart virtuos wie Arbouretum. Das hat sich etwa auf ‚Song of the Pearl‚ gezeigt, als Dave Heumann und seine Kumpels einen Bob Dylan Song (‚Tomorrow is a long time‚) besser als das Original interpretierten oder auf ‚The Gathering‚, wo Jimmy Webb’s ‚The Highwayman‚ seine fulminante Veredelung fand. Zuletzt gab es mit ‚Covered in Leaves‚ als Tour-Only-Schmankerl ein beinahe reines Cover-Intermezzo (unter anderem mit ‚She Moved Through The Fair‚ oder ‚Long As I Can See The Light‘), die restlichen Ambitionen auf Songs mit Fremdeinwirkung scheint sich Heumann dann letztes Jahr mit ‚Aureola‚ abgestoßen zu haben, der Zusammenarbeit mit den befreundeten Hush Arbor auf Albumlänge. Mehr als eine Randnotiz zum fünften Arbouretum-Langspieler ist dies alles nicht, ‚Coming Out of the Fog‚ ist trotzdem das erste Album der Band seit der 2007er-Messlatte ‚Rites of Uncovering‚ mit ausschließlich Eigenkompositionen.
Unter dem Strich sind jedwede Feinjustierungen im seit jeher formvollendeten Sound von Arbouretum Tropfen auf dem heißen Stein, marginale Variationen der Grundzutaten um die Angelegenheit spannend, mehr aber noch erhaben wie eh und je zu halten. Heumann adaptiert mit seiner stets so anmutigen Stimme die Atmosphäre seines alten Kumpels Will Oldham, transportiert sie in die warme analogen Klangräume des Rock, in denen Neil Young der Psychedelik frönt, J Mascis seine Gitarre gniddelt, sowie Stoner, Folk und Americana ihre Grenzen zueinander nie dicht machen. Die Thrill Jockey-Veteranen Arbouretum, das wird sich wohl nie ändern, bleiben eine Band, die nach lange vergangenen Jahrzehnten des letzten Jahrtausends klingen, trendresistend und altmodisch im allerbesten Sinne.
Arbouretum kennen keine Eile, breiten ihren aus der Zeit gefallenen Rock getragen aus, gleiten über melancholische Melodiewellen. Ein ‚The Promise‚ walzt mit schwerer Gitarrenarbeit Richtung groovendem Doom, doch selbst mit der polternden Percussion hat das nichts bedrohliches, wenn Heumann und seine Gefährten den Song weit hinaus in die finstere Prärie ziehen. Zwischen sehnsüchtiger Slide Gitarre und schüchternem Baywatch-Piano schwelgt ‚Oceans Don’t Sing‚ im alternativen Countryrock und ist schlicht eine der schönsten Balladen, die die Band je geschrieben hat, das macht auch der etwas rührselige Titelsong nicht besser. ‚All At Once, The Turning Weather‚ oder ‚World Split Open‚ sind dagegen schon beinahe getragener Metal. Als kürzester Song deutet ‚Easter Island‚ als einziger solcher vage neue Ufer an, dabei hat der Instrumentaltrack grundsätzlich nichts mit den Neubauten oder Nick Cave’s Rocksongs zu tun. Der Überraschungseffekt Arbouretum’s manifestiert sich deswegen mittlerweile auch weniger in den dezent vorhersehbaren Kompositionen, als in der beständigen Versiertheit trotzdem (oder gerade deswegen) mit bestechendem Songwriting im etablierten Rahmen zu begeistern. Arbouretum haben ihre Nische eben gefunden. Und sind dort längst zu einer makellosen Bank zwischen den Stühlen geworden.
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