Anna von Hausswolff – Ceremony

von am 15. Juni 2013 in Album

Anna von Hausswolff – Ceremony

Anna von Hausswolff schafft mit minimalen, repetitiven Strukturen und Folk-Song-Vocals eine wundersam eindringliche Mischung, eine erstaunliche Zeremonie – und lässt aber immer ein bisschen infantile Unbeschwertheit zu, ein schönes Album. 

Eine entschleunigte Reise durch Orte ohne Licht, bevölkert mit Frauen mit langem Haar: die 26jährige Schwedin stellt schon mit den ersten Takten ihres Albums ‚Ceremony‘ klar, dass das stilistisch ein Kindergeburtstag von Siouxsie Sioux und ihren Töchtern werden wird. Ihre Stimme erinnert teilweise an Kate Bush, teilweise an eine mittelalterliche blonde Hexe, die einen stummen Kinderchor mit ihrer Kirchenorgel dirigiert. In der Tat wurde das Album wirklich fast zur Gänze in einer Kirche aufgenommen. Apropos Kirche: das Cover zieren besagte Orgel-Pfeifen, carbongrau-schwarz, schattig, düster. Und apropos Kirchen: Anna von Hausswolff trug auf einem Foto das T-Shirt des wohl berühmtesten norwegischen Kirchenanzünders Varg Vikernes alias Burzum.

Kann Annas Output mit dem Tragen eines Burzum-T-Shirts korrelieren? Sehr gut, da Varg Vikernes’ schleppende Ambient-Epen seiner Solopfade sicher ein bemerkenswertes Schaffen sind, trotzdem kann die Dummheit in Sachen Ideologie, die der Mann vertritt, nicht für gut geheißen werden. Faktum ist, dass die eigenbrötlerische Black Metal Fraktion musikalisch sicher ein Einfluss für das Album war. Damit reiht sich die Dame und ihr Album unter die illustre Runde von anderen Ausnahmeerscheinungswesen wie Zola Jesus, Chelsea Wolfe und Soap&Skin. Das Album besticht vor allem durch drei Songs, erstens ‚Deathbed‘ – ein stetig ansteigender Spannungsbogen, der 8 Minuten dauert, Annas Gesang kommt erst nach einer gefühlten Ewigkeit ins Spiel. Dann der Song ‚Epitaph of Daniel‘: Badalamentis Twin Peaks Theme, Philipp Glass’ Koyaanisqatsi, ein beschönigtes Mittelalter-Gefühl gepaart mit Minimal Music – eine gekonnte Mischung. ‚Harmonica‘ klingt anfangs nach Enya und Lord Of The Rings, doch mag man es nicht auch manchmal genauso ätherisch, am Rande des Kitsch? In dem Song beklagt Anna von Hausswolff einen Verflossenen an seinem Krankenbett. Alle Mal ist die Orgel als das tragende Element ein mahnendes Instrument für alle wichtigen Lebensereignisse: Geburt, Hochzeit, Tod. Doch nicht stur christlich durchexerziert, sondern mit kindlicher Freude an Melodie.

Zu meinem Begräbnis hätte New Orders Song ‚Ceremony‘ adäquat funktioniert, aber nach Anhören des vorliegenden Albums kann ich sicher sein, dass sich Anna von Hausswolffs Album ‚Ceremony‘ genauso diese Ehre er-orgelt hat. Anna zwinkert aus der Mitternachtssonne mit dem Song ‚Funeral For My Future Children‘ ohnehin schon in Richtung Begräbnisvertonung.

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1 Trackback

  • Elevate 2016 - HeavyPop.at - […] herausragende Alben wie den adäquat betitelten Singing From the Grave oder dem letztjährigen Ceremony dann selbst. Da ist es…

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