Animal Collective – Defeat
Das Jahr 2022 lieferte mittels Time Skiffs und dem Inspection-Soundtrack ja einen durchaus adäquaten Eindruck über die (qualitative) Schwankungsbreite des Animal Collective, das nun mit Defeat jedoch einen arrivierten Fan-Liebling endlich – und erfolgreich! – auf Platte bannt.
Lange hat die 2018 bestandene Nummer in ihrer Studio-Version auf sich warten lassen, doch funktioniert die nunmehr über knapp 22 Minuten gespannte Single Defeat als Suite aus drei Segmenten in Form eines proggig-psychedelischen New Age-Ambient Pop ohnedies jenseits des konventionellen Zeitverständnises.
Nach vielen durchlaufenen Mutationen hat das Stück jedenfalls mittlerweile neben externen Gäste (Samara Lubelski an der Violine, Leila Bordreuil am Cello und Ben Chapoteau-Katz am Saxophone) auch Panda Bear an Bord und obwohl es subjektiv betrachtet in der aktuellen Form nicht ganz mit den früheren Live-Versionen mithalten kann, ist das Geflecht dennoch ein ziemliches Schmuckstück, das in Fankreisen nicht von ungefähr einen guten Ruf geniest.
Esoterische Synth-Flächen erzeugen einen kosmischen Ambient, in dessen formoffen und strukturfrei an Trance liegender Repetition Avey die mäandernde Melodie lamentiert, eine leiernde Feierlichkeit zeigt, die sich zum losen Duett mit Panda Bear entwickelt, bevor das Herzstück der Nummer nach rund neun Minuten plötzlich an Fahrt aufnimmt, die tropikalen Stimmen wie von Vampire Weekend träumend oszillieren und dann mit skurril orgelndem Geisterhaus-Flair im prallen Sonnenschein tänzeln: hier entscheidet sich Defeat ausnahmsweise für das griffige Momentum, wo die Konturen ansonsten trippig schippern.
Wenig später taucht das Animal Collective nämlich wieder in ein plätscherndes Gewässer aus dösender Elektronik-Stimmung, wabbert im kammermusikalisch entfremdeten Avantgarde wie ein verführerisches Sedativum.
Dass die Nummer auf ihrer derartigen Odyssee nicht zum Punkt findet, gehört freilich zum Reiz des für sich alleine stehend dennoch latent verloren nachwirkenden Songs. Der Vinyl-Version der Single noch The Challenge (Live Edit) als B-Seite beizupacken, dürfte der Ganzheitlichkeit des Longtrack jedoch weniger in die Karten spielen, als die Vermutung, dass Defeat mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit auch im Kontext des kommenden Studioalbums seinen Platz finden wird.
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