Anderson .Paak – Ventura
Zuverlässig wie eh und je tut es der Arbeitsmaschine Anderson. Paak gut, für Ventura wieder zu einem typischer verwurzelten Sound zurückzukehren – und den Soul dabei stärker denn je zu forcieren.
Nicht, dass der erst knappe sechs Monate alte Vorgänger Oxnard ein Ausfall gewesen wäre, keineswegs! Allerdings glich Paaks enttäuschendes drittes Studioalbum doch eher einem zu selbstbewussten Schaulaufen, das einfach wusste, dass es niemanden mehr etwas beweisen muss.
Die intensivere Zusammenarbeit mit Idol, Förderer und Produzent Dr. Dre hatte sich eben nicht nur in einem stärkeren Hang zum Hip Hop niedergeschlagen, sondern auch in einer Tendenz zum selbstgefälligen Mäandern, in den gerade die zweite Hälfte substantielle Leerläufe in der viel, viel zu langen Spielzeit zuließ. Erst der deplatzierte, weil so abrupt beendete und den Spielfluss praktisch noch einmal unnötig antauchende Closer Cheers mit seinem beschwingten Raggaeton-Feeling bekam noch einmal die Kurve.
Durchaus symptomatisch für die wieder an Drive und Groove aufnehmende Fortsetzung Ventura, selbst wenn sich Paak mit Flötenspieler André 3000 (im Opener Come Home, der mit bauchigen Drums, erdigem Bass und sanften Chören, die die organische Produktion installieren) oder posthumen Vocals von Nate Dogg (im leicht psychedelischen Sonmer-Entspannungs-Closer What Can We Do?) doch auch wieder einige namhafte Gäste aus dem Rap-Game geladen hat.
Exemplarischer sind jedoch die Features von Smokey Robinson (in der anachronistischen Streicher- und Lavalampen-Zeitreise Make it Better) oder Brandy (in der smoothen Disco-Ahnung Jet Black), die eben klar deklarieren: War Oxnard das Hip Hop-Album des Anderson .Paak, ist Ventura tatsächlich die Soul-Platte des längst seine eigene unverkennbare Handschrift immer wieder neu variierenden 33 Jährigen. In diese Ausgangslage gelingt die Balance aus Form und (kompakter gehaltenen) Inhalt deswegen zwar nicht makellos, aber doch wieder etwas besser als zuletzt, weil Paak gleichzeitig eine Rückkehr in eine gewisse Komfortzone bewerkstelligt, dabei aber auch wieder ein hungrigeres Wohlfühl-Auftreten an den Tag legt und ein generell runderes Gesamtpacket.
Das liefert einige Hits (allen voran das erst zu bemüht wirkende, dann aber funky Spaß machende King James und mehr noch das infektiös/aufdringlich mit Pharrell Williams-Geheimauftritt pumpende Jungle-Bounce Gebläse Twilight), im Mittelteil ein paar egale Füller und drumherum viele solide Paak-Standards, die einfach Klasse haben, aber das Werk des Kaliforniers nicht essentiell bereichern.
Reachin‘ to Much kennt die elegante Dramatik von Sly und Michael, ist aber einfach viel zu lang, wo Chosen One die East Side mit vergänglicher Nachhaltigkeit besucht. Winners Circle ist zutiefst angenehme Genre-Hintergrundmusik und Good Heels eine entspannt-unfertige Skizze, bevor Yada Yada unaufgeregt pumpend nicht ganz gelingt, wofür Flying Lotus Paak derzeit auch an Bord geholt hat. Man muss dem aktuell allgegenwärtigen Allrounder also trotz der Leistungssteigerung vorwerfen, dass die unbedingte Euphorie mittlerweile ausbleibt, die Funken nicht mehr so eklatant sprühen wie noch auf Venice (2014), Malibu (2016) oder seinen packenden Liveparties. Andererseits: Aus den besten Stücken von Oxnard und Venturae hätte sich ein gewohnt überragendes Drittwerk basteln lassen.
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