Amenra, Cave In & Marissa Nadler – Songs Of Townes Van Zandt Vol. III
Auf Songs of Townes Van Zandt Vol. III verbeugen sich (nach Beiträgen von u.a. Steve von Till, Scott Kelly, Mike Scheidt, John Baizley oder Wino auf den vorherigen beiden Kapiteln der Tribute-Reihe) diesmal Marissa Nadler, Cave In und Amenra vor der amerikanischen Liedermacher-Legende.
„In the winter of 2010, I did a solo tour with Scott Kelly of Neurosis and Bob Wayne. It was the three of us and Ansgar Glade traveling in Bob’s ‘green machine’ van around the UK and Ireland. At every show, Scott played the song ‘Caroline’ and each time I heard it, I found myself enraptured. This was my introduction to Townes Van Zandt. Pretty cool that ten years later, Ansgar has given me and CAVE IN this great opportunity to show our love for TVZ’s music.“ erklärt Cave In-Mann Steven Brodsky rund um das neuerliche Neurot Recordings / My Proud Mountain-Joint Venture.
Der erste Beitrag seiner Band zu Songs of Townes Van Zandt Vol. III ist jedoch trotzdem vor allem auch ein Tribut an seinen verstorbenen Kollegen und Freund Caleb Scofield: das bluesige Nothin‘ stammt ursprünglich von dem Live-Album, das Brodsky gemeinsam mit Adam McGrath am Roadburn-Festival eingespielt, aufgenommen und veröffentlicht hat. Dass Cave In hier nun also „nur“ einen wiederverwerten Mitschnitt beisteuern, kann man zwecks des allgemeinen Mehrwertes zwar schade finden – schlechter wird die tolle Interpretation deswegen aber freilich nicht. Man dürfte der sparsam reduzierten Nummer insofern genau genommen höchstens vorwerfen, dass die beiden nachfolgenden Studio-Beiträge der Band noch besser geworden sind.
Aber gut, das sind auch die Highlights der Platte: The Hole denkt das Townes Van Zandt-Original mit getragenem Rhythmus, flächiger Synth-Grundierung und abgekämpft erzählendem Gesang a la Nick Cave um, als wären 16 Horsepower eine Sludge-Kombo gewesen, die sich dem Americana widmet. Im Refrain zuckt eine verrückt glimmernde und doch so songdienliche Gitarren-Manie kurz auf, verdichtet sich immer weiter und betrachtet das beschwörende Panorama fesselnd distanziert: groß! – wenn auch ohne restlos erfüllenden Klimax.
At My Window stampft dagegen (die wunderbare Vielseitigkeit von Cave In zeigend) elektronisch knisternd zum sinister pulsierenden Beinahe-Depeche Mode-Moment – oder zur Western-Askese im Post Metal? – und gönnt sich im Vergleich zum fast zu knapp beendeten The Hole auch einen geduldigen, latent psychedelischen Ausklang.
Die drei Eingänge von Amenra dürften dann zumindest für all jene überraschend ausgefallen sein, die nur im Hauptwerk der Belgier bewandert sind. Wer hingegen auch die klargesungenen Cover-Folk-Wege der Band (wie Roads oder Song to the Siren) kennt, der dürfte sich sofort heimelig und geborgen fühlen, bei den Interpretationen von Black Crow Blues (einsam und traurig sinniert die Intimität am Lagerfeuer, und das eigentlich eindrucksvolle ist auch der Raum um das primäre Geschehen, den Amenra erzeugen und perfekt einfangen), Kathleen (dunkel und düstere wird die Acoustic-Gitarre zart in der apokalyptischen Zeitlupe gezupft, dunkle Streicher begleiten ein Steven Wilson-Timbre, und die vorbeihuschenden Kirmesbuden-Aromen in den unkonventionellen Arrangements verleihen dem Ambiente eine Ausstrahlung einer vergilbten Erinnerung einer obskuren Schausteller-Tragödie) sowie Flyin‘ Shoes (eine ambiente Einleitung beschwört eine Endzeit-Ballade mit Harmonika und Geklampfe, die über eine innehaltende Einkehr in ein kosmisches Meer taucht).
Dagegen wirken die Songs von Marissa Nadler beinahe konventionell in ihrer angestammten Dark Folk-Komfortzone verzaubernd – sie passen aber gerade dadurch wie die Faust aufs Auge.
Melancholische Gitarren schrammeln typisch in Quicksilver Daydreams of Maria, schöne Arrangements geistern im Hintergrund des gespenstisch gehauchten Gesangs, der im Duett mit sich selbst fast kammermusikalische Goth-Texturen erzeugt. Sad Cinderella schwoft im Synth-Dämmerlicht und None But the Rain beginnt wie Beach House’scher Dreampop, der seine gedankenschwere Euphorie zumindest versöhnlich im Mondschein blühen lässt.
Nach den archaischen, sehr traditionell veranlagten ersten beiden Ausgaben der Reihe markiert Songs of Townes Van Zandt Vol. III jedenfalls auch durch Nadler eine markante Öffnung – sowohl was die beteiligten Musiker angesichts ihrer ursprünglichen Reputationen angeht, als auch hinsichtlich der verwendeten Klangpalette, die sich nicht mehr nur mit Gitarre und Gesang begnügt, wo der Doom den Americana bedient. Cave In, Amenra und Nadler bleiben dem Repertoire von Townes Van Zandt immer noch treu, verleihen der Compilation-Serie jedoch vor allem auch wichtige breitgefächerte Impulse und heben sie gefühlt in der allgemeinen Wahrnehmung eine Stufe empor.
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