Amenra – A Flood of Light

von am 13. Mai 2020 in Compilation, Soundtrack

Amenra – A Flood of Light

Instrumentaler Ambient bis traditionsbewusster Dark Folk: Amenra bieten via Bandcamp (mal mehr, mal weniger weit zurückschweifendes Material) aus den Archiven als musikalische Untermalung für das aktuelle Pandemie-Frühjahr 2020. Darunter auch der Soundtrack A Flood of Light, praktisch eine Compilation mit den Belgiern in der Hauptrolle.

Die untermalende Klangwelt zur intimen Amenra-Doku von Bobby Cochran trägt ihren Namen nicht zu Unrecht: Flood of Light hat schon zum Einstieg etwas vage hoffnungsvoll strahlendes in sich, vielleicht sogar ein bisschen wärmenden Optimismus in der Blackened-Ästhetik, die hier sphärisch und ätherisch ausgelegt ist – tatsächlich aber pure Assimilation bietet: „Assembly and additional sounds by DEHN SORA“ steht da in den Linernotes und dazu eine Trackliste, die nahtlos in zwei überlangen instrumentalen Gebilden zusammenfließt und Amenra neben Beiträgen von den Kollegen Syndrome, Kingdom und Sembler Deah listet.

Das ist in Summe paradoxerweise trotzdenm noch mehr Mood Piece als das gefühlt konträr ausgerichtete De Messe / De Metanoia, weil weniger evolutionsorientiert arbeiten, dafür aber mit astralem Schimmern eine tröstend-einnehmende Schönheit skizzieren, die es sich leistet, auch weniger konkret auf den Punkt findend mit einigen leeren Metern zu mäandern. A Flood of Light I wandelt die Nuancen und Akzente lange Zeit nur äußerst minimal, elegisch, weswegen, selbst wenn man sich darauf einlässt, eine knappe Dreiviertelstunde etwas zu wenig ergiebig für die Distanz anmutet: Von Amenra als großen gemeinsamen Nenner ausgehend bleiben die Perspektiven auf die restlichen Stücke zu wenig kontrastiert.

Spannender ist auf Sicht deswegen auch der zweite Part, mit 42 Minuten nur minimal kürzer als der erste. Hier wander Dehn Sora weiter in den Postrock, ersetzen die Synthies durch Gitarren, deren Hintergrund dunkel und düster brodelt, etwas abseitiges und beängstigendes trägt. Nach 16 Minuten findet die Reise zu abrupt gemixt ein unnötig rapides Ende in der Stille, baut sich neu auf – im grandiosen Darkjazz von Now and Forever mit fragilem Besenschlagzeug und tiefem Bass. Dann ist A Flood of Light keine um sich selbst zirkulierende Nabelschau mehr, sondern eine interessante Reise, ein einnehmend homogenes Formwandeln, das seine Passagen zu einem variablen Ganzen assimiliert. Mit selektiverer Hand im ersten Teil wäre hier jedoch als Soundkosmos, der abseits der dazugehörigen Bilder existieren muß, mehr drinnen gewesen.

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