Altarage – Worst Case Scenario

Altarage stellen das Korsett ihres vom Blackened Sludge infizierten Disso Death Metal-Mahlstroms wieder merklich enger, als auf Succumb: Beileibe kein Worst Case Scenario, doch Optimierungspotential bleibt auch so.
Die kompaktere, auf knapp 37 Minuten destillierte Spielzeit tut der Linderung des grundlegenden Problems der Band aus Spanien gut, eliminiert es allerdings auch nicht: Altarage sind ausgesprochen gut, in dem, was sie tun und zählen aufgrund ihrer Kompetenz nicht umsonst zu den internationalen Aushängeschildern des Genres. Der dickflüssig begrabende Sound der Band ist wie matschig geschleudertes Kerosin und ein Katalysator für die Atmosphäre und Attitüde, das Songwriting konstruiert mit einem guten Gespür für Dynamiken nur augenscheinlich zerfahrene Attacken, die weniger der chaotischen Hysterie anheimfallen, als dass sie bewusst manische Wendungen nehmen wollen, wohl überlegt und strukturierte den Wahnsinn planen.
Was dabei allerdings auch diesmal fehlt, ist die extravagante Prise Genie, der gewisse Funke Magie, der der Melange die richtige Würze verleihen würde, um wirklich erinnerungswürdig aus der Genre-Masse herausragende Szenen zu erzeugen (was gerade dem letzten Drittel der Platte ein makelloses Baukasten-Flair verleiht).
Abgesehen davon, nichts besonders zu machen, macht Worst Case Scenario allerdings auch nichts falsch.
Enigma Signals poltert und schabt mit Strenge, läuft gegen den Strich gebürstet auf und dreht die Mangel als Möbius-Band, nahe Portal, aber auf der rhythmischer Leichtigkeit im Hagel aus Beton tänzelnd. Case Full of Putrid Stars wirkt, als würden verschiedene Kräfte am Steuer reißend eigentlich für dieselbe Richtung sein, sich aber dennoch im das Lenkrad streiten – bis gemeinschaftlich aufs Gaspedal getreten wird. Das für den Albumkontext vage adaptierte Cataract schlenzt als Feuersturm heavy in den Slo-Mo-Strudel-Twist und Øwork kommt wie die Dekonstruktion einer Thrash-Abrissbirne mit der Dampfwalze samt Kerosin-Einspritzung daher, die den Druck manisch mit Punk- und Hatdcore-Tollwut intensiviert, bevor Gift of Awakening von massiver Percussion getrieben seinen Mahlstrom aus den Saiten kurbelt und sich dann in das Abtauchen zu ambient schrammenden Untiefen schleppt.
Spätestens wenn Verdict dort im Drone bis zum vorhersehbaren Tarantel-Stich badet, gleicht das dennoch immer eher einem pflichtschuldig keinerlei Tadel zulassenden Dienst nach Vorschrift. Was weiterhin (sehr) gut ist – aber eben auch leider nie restlos überragend.
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