Altarage – Succumb
Altarage komprimieren ihr schier wahnsinniges Amalgam aus dissonant verstimmten Death und Doom Metal auf Succumb derart, bis auf dem Viertwerk der Spanier kaum noch Luft zu atmen bleibt.
Vor allem für Sound-Fetischisten kommt Succumb insofern wohl einem den Atem raubenden Affront gleich, hat die ominöse Band aus Bilbao doch praktisch jegliche dynamische Bandbreite in der Inszenierung eliminiert: jedes Element klingt klingt gleich massiv und laut, die Produktion will gar nicht erst den Eindruck jeglicher Transparenz aufkommen lassen. Eine bewusste kreative Entscheidung von Altarage – und nicht die einzige irritierende solche auf dem Nachfolger von The Approaching Roar.
Da ist etwa schon nach wenigen Sekunden im mit infernal rasenden Drums, autoagressiven Gitarren und nihilistisch-entmenschlichten Vocals zum Höllenhund stürmenden Gore-Opener Negative Arrival ein willkürlicher Glitch Cut, der so zumindest in allen digitalen Versionen des Albums zu finden ist, weil er so eben auch dezidiert beabsichtigt ist. Während hier die Diskrepanz aus Zweckmäßigkeit und Mehrwert Fragen offen lässt, lösen Altarage ihre Intentionen auf musikalischen Weg schlüssiger, gerade wenn als radikaler Umbruch-Moment das monströse Watcher Witness irgendwann doch noch zum Rausch beschleunigt – nur um urplötzlich ein so abruptes Ende zu provozieren, das ansatzlos in das delirante Intermezzo-Loop von Fair Warning im Wandel zum Feedback kippt.
Succumb erinnert gerade in diesem Herangehen durchaus an fie Praxis des desorientieren machen wollenden Kathodos, zumal das Songwriting bei den Spaniern ohnedies absolut darauf ausgerichtet ist voller unberechenbarer, wenngleich ästhetisch konsistenter Wendungen zu sein, ohne deswegen allerdings von mutwilligen Chaos zu sprechen: Foregone peitscht so erst inferior, pflegt dann doch die martialische Ritualistik mit stakkatohaft würgenden Riffs und eskaliert am Ende programmatisch von der Tarantel gestochen; Lavath bremst das Tempo ohne Vorwarnung in den Drone Metal, der sich irgendwann als tektonische Walze wiederz in Bewegung versetzt; Forja stackst ziemlich badass schunkelnd in der Monotonien der Heavyness und rackert eine manische Signatur an, bevor Inwards den Thrash immer wieder antäuscht.
Eine Methodik, die einerseits insofern einen paradoxen Reiz erzeugt, weil die Platte letztendlich doch gefühlt zugänglicher und direkter (oder zumindest: schneller erschließbar) ausgerichtet ist, als die bisherigen Veröffentlichungen der Band. (Das dämonische Monstrum Magno Evento bekommt epische Konturen, türmt hinten raus eine Riffkaskade aus den Morast und malmt puren, hässlichen Sludge, während Maneuvre letztendlich klar den Caverncore brütet, gerade Drainage Mechanism als Paradebeispiel all seine Segmenten jedoch so griffig hält, die Riffs sich nicht selbst in der Atonalität verdauen, sondern die Reibungsflächen bleiben an der man sich im dichten Mahlstrom festhalten kann). Ja, die Bösartigkeit von Succumb macht auf seine malträtierende Art und Weise ziemlich viel Bock und bietet gerade in den Sludge-Momenten extrem dicht stehende Nackenschmerzen, die Riffs gehören zu den zwingendsten, die die Band bisher geschrieben hat.
Andererseits wirken die wütenden Auslagenwechsel nicht immer wie kategorischer Anarchismus, sondern geplant und kontrolliert – und damit selten aber doch auch zu konstruiert vollzogen. Als würde sich ein Musterschüler in seinem Bestreben, alles richtig machen zu wollen, laben, wirkt das dann nicht wie ungefilterter Hass, sondern eher wie die Projektionsfläche von ungefiltertem Hass.
Erst am Ende der Platte lassen sich Altarage instinktiv gehen und ringen sich damit eine urgewaltigen Kraftakt ab. Vour Concession besticht nämlich vor allem durch den Groove, in den die Nummer zur Mitte verfällt, bevor sie im Drone ersäuft und damit endgültig die Spannweite von Portal bis Primitive Man vermisst, dazu aber auch das Finale in Form des 21 minütigen Devorador De Mundos vorbereitet. Dort schleift das Trio den Deathdoom Richtung Fuoco Fatuo in hypnotischer Zeitlupe wund zur garstigen Trance, machen grundlegend also nichts, was eine Platte wie Caustic nicht schon getan hätte, doch tun sie es mit einer solch fesselnden Intuition, die ein neues Bandkapitel mit einer beeindruckend verinnerlichten Trittsicherheit und absolut natürlich fließenden Selbstverständlichkeit öffnet
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