ALL HANDS_MAKE LIGHT – Darling The Dawn
Ariel Engle (Broken Social Scene, La Force) und Efrim Manuel Menuck (Godspeed You! Black Emperor, Thee Silver Mt. Zion) harmonieren in überirdischer Trance auf Darling The Dawn, ihrem zweiten Album als ALL HANDS_MAKE LIGHT.
Zwei Jahre nach selbstbetitelten (und angesichts der beteiligten Personen erstaunlich wenig Wind machenden) Debüt 2021 kategorisieren die beiden kanadischen Szene-Koryphäen ihre (ohne Gitarren oder andere Acoustic-Instrumente auskommende) Zusammenarbeit durchaus treffend als „sort of electronic shoegaze suffused with freak-folk, kosmische, darkwave and post-industrial, flowing from ambient minimalism to pulsing maximalism, conjuring traditionals sung in the haze of earliest light accompanied by overdriven circuit boards powered with ungrounded wires.“
Was tatsächlich weniger speziell aufgeht, als es sich lesen mag: Darling the Dawn ist eine intuitive, viele Nuancen und Tiefe zu entdecken bietende, jedoch regelrecht betörend barrierefreie Platte geworden.
An den ambienten Ausläufern sphärischer Drone-Postrock-Flächen entwickelt scheint Darling The Dawn stets in einem bedächtigen Schimmer abgedämpft zu pulsieren, fangen die Nummern eher atmosphärische Schwingungen ein, als tatsächlich konstruierte Songs darzustellen. Da ist eine anmutigen Schönheit mit spacig entrückten Schraffuren, ein warm wabbernder, weicher Wellengang, der rund um die drei ausuferndsten Stücke (auch durch die Beiträge von SUUNS-Drummer Liam O’Neill und E-Violinistin Jessica Moss verstärkt) fließt.
Das meditativen We Live on a Fucking Planet and Baby That’s the Sun deutet mit sparsamer Percussion im Hintergrund das Erwachen der Nummer an, Engles Stimme tänzelt auf dem jazzig werdenden Kraut-Schlagzeugspiel, verführt die Melodie so naiv und lebendig auf eine Blumenwiese um den grauen Tunnel, auf dem Menuck ausnahmsweise auch gesanglich in den Fokus tritt. In The Sons and Daughters of Poor Eternal wählt sich irgendwann ein smoother Groove in das stellare Dröhnen – die Gesangsschichten und ziselierten Textur-Sprengsel sind so detailliert wie zurückhaltend arrangiert, greifen elegant und verführerisch ineinander, versetzen in eine tranceähnliche Friedfertigkeit.
Und die Einheit aus Anchor und Lie Down in Roses Dear folgt einem Zeitlupen-Wellengang zum knisternden Fiepen und Rumoren in sanfter Anmut, verdeutlicht zuerst, dass Darling the Dawn keine esoterische Kopfübung, sondern eine Reise im digital erzeugten Mystizismus ist, aber auch, dass die emotional nebensächlich einnehmenden Klangkosmen fast immer zu abrupt beendet keine befriedigenden Höhepunkte erreichen, sondern den Weg zum vagen Zielen macht. Ein bisschen wie die willkommene Wohlfühlzone, um Hoffnung für die nächste Godspeed You! Black Emperor-Apokalypse zu tanken.
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