Alice in Chains – The Devil Put Dinosaurs Here

von am 13. Juli 2013 in Album

Alice in Chains – The Devil Put Dinosaurs Here

The devil put dinosaurs here/ Jesus don’t like a queer/ No problem with faith/ Just fear“ heißt es im Titelsong der zweiten Platte im zweiten Leben von Alice in Chains. Neben dem schmerzhaften Blick in das destruktive Innere ihrer Seele erlaubt sich die Seatle-Legende diesmal auch politische und religionskritische Texte.

Tatsächlich ist das auch schon die auffälligst vorzufindende Erweiterung im formvollendeten Musikkosmos der reaktivierten Urgesteine „Ich denke nicht, dass man überrascht sein wird, es klingt einfach nach Alice In Chains. Es ist aber trotzdem einzigartig. Es beinhaltet alle Elemente unserer bisherigen Alben, aber es klingt trotzdem anders als diese Platten. Es ist das nächste Kapitel im Buch von Alice In Chains und es wird ein wichtiges Kapitel werden!“ hat Jerry Cantrell im Vorfeld angekündigt – und hält Wort. Der seit jeher als Grunge getarnte, sich im Alternative Rock pudelwohl fühlende Metal des Quartetts setzt auf ‚The Devil Put Dinosaurs Here‚ konsequent dort an, wo bereits ‚Black Gives Way To Blue‚ die Reunion über den Erwartungen legitimierte – macht seine Sache in der ureigenen Komfortzone sogar noch eine Spur runder, packender, intensiver: und deutlich heavier.

Vom Vorboten ‚Hollow‚ weg drücken die tonnenschweren, doomigen Trademark-Cantrell Riffs schwerfällig und wuchtig aus den Boxen, wie Lava-Masse wälzen sie sich psychedelisch Richtung Sludge. Die Melodien fließen hypnotisch durch die dichte  Atmosphäre, entfalten im dualen Wechselgesang und allem nötigen Raum eine frei atmende, drückende, aber auch geradezu hymnische Sogkraft. In dieser Gangart trumpft ‚The Devil Put Dinosaurs Here‚ vor allem in der unheimlich bärenstarken ersten Halbzeit auf, die ohne in Blasphemie zu verfallen mitunter zum besten gehört, was diese Band je geschaffen hat – danach fällt die Platte qualitätsmäßig nur marginal ab: mit dem versöhnlichen ‚Breath on a Window‚ oder dem  killerberifften Slo-Mo-Thrash ‚Phantom Limb‚ an vorderster Front legen Alice in Chains kontinuierlich weitere Glanznummern vor.

Die abgrundtiefe Verzweiflung, die Alice in Chains mit Layne Staley stets innewohnen musste, sie ist mit William DuVall am Mikrofon einem offeneren, durchaus optimistischeren Mantel gewichen, der sich weniger markant aber mit größerer Reichweite um den harten Kern legt. Obwohl DuVall als potentieller Frontmann hinter Mastermind Cantrell klar die zweite Geige zu spielen hat, verfällt ‚The Devil Put Dinosaurs Here‚ wie auch schon ‚Black Gives Way To Blue‚ vor allem dank der Performance des 45 jährigen niemals der Versuchung, sich in reiner Nostalgie zu suhlen und nur vergangene Großtaten aufzuwärmen, sondern schafft es, gleichzeitig frisch zu klingen und dennoch eine Band abzulichten, die es niemandem mehr erweisen muss.
Übernimmt Duvalle dann im hypnotischen ‚Hung on A Hook‚ einmal die Führung, eignet sich das einerseits auch für puristische „Alice in Chains 2.0„-Skeptiker, um Frieden mit der neuformierten Band zu schließen. Andererseits führen die Amerikaner wieder einmal eindrucksvoll vor Ohren, dass die ruhigeren Songs nach wie vor zu den stärksten im qualitätskonstanten Euvre des Quartetts gehören: ‚Voices‚, das countryeske ‚Scalpel‚ oder der majestätische Abschied ‚Choke‚ sind anmutige Schönheiten einer Platte, die die fulminante Form der Rückkehrer Alice in Chains nicht nur über alle Maße bestätigt, sondern auch die Gewissheit nährt: mit den überraschenden Soundgarden und den seit jeher unfehlbaren Pearl Jam übertrumpfen drei der vier großen Seattle Bands selbst 20 Jahre nach den Heydays des Grunge nachfolgende Epigonen-Generationen immer noch locker.

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