Alexis Taylor – Beautiful Thing
Hot Chip–Co-Vorstand Alexis Taylor sucht auf Beautiful Thing wieder (und zudem erstmals unter Mithilfe eines externen Produzenten) den smoothen Popsong in sphärisch um das Experiment gedachten Electro- und Ambientkonstruktionen. Konkrete Hits sind dabei nicht sein Ziel.
Dreaming Another Life lässt sich abgedämpft pulsierend auf eine Zeitlupen-Ästhetik samt Lavalampen-Flair ein, erst nach und nach ergänzen klackernde, flimmernde Bausteine den Opener von Taylors (je nach Zählweise) vierten Soloalbums. Am anderen Ende hat die rhythmische Nummer beinahe etwas von Nine Inch Nails, wenn Trent Reznor ein Schmusetiger wäre, während der folgende Titelsong pulsierender pumpt und mit Synthies schiebt, Klangmalerei in den Arrangements betreibt und ein
Im Cinemascope klimperndes Piano von Sébastien Tellier und Todd Terje geborgt wird. Das ausgelassen nach vorne gehende Oh Baby hämmert seine Pianolinie mit fokussiert schepperndem Schlagzeug flanierend und übersetzt den glamourösen Effekt von Roxy Music in den Indierock, Suspicious of Me zieht die Indietronica gar ein bisschen funkiger stacksend an, bleibt damit aber eher Ausnahme von der Regel.
Obwohl der Weg des Briten gelegentlich also weiterhin in typischer Hot Chip-Manier auf die Tanzfläche führt, haben Taylor und der aus dem Exil zurückgekehrte Produzent Tim Goldsworthy (der der Platte einen fabelhaften Sound verpasst und die Qualität des Songwritings zudem erhöht) die eigentliche Wohlfühlzone von Beautiful Thing jedoch primär in kontemplativer träumenden Gefilden gebaut, die melancholisch entrückt durch die Steckdose schwelgen.
Deep Cut etwa ist ein tropical entschleunigter Yacht-Song, der die tröstende Traurigkeit Taylors ideal bedient. Herrlich selbstironisch dann das nostalgische Roll in Blank Tapes, in dem Soundloopes und ein loungiges Schlagzeug hypnotisiert einem verspulten Schlagzeug folgen: „Home-taping is killing music don’t you know?/ Skateboarding is not a crime anymore/ …/ Drum machines have got no soul“.
Das zu fahrige und beliebig dösende There‘s Nothing to Hide mäandert dagegen friedvoll durch eine ätherische Reduktion, bevor das schmeichelnd reduzierte I Feel You sich jazzig-weich in die Gehörgänge bettet. Das abschließende Out of Time gehört in seiner sehnsüchtigen Zärtlichkeit irgendwo in den minimalistischen Fusstapfen von [amazon_link id=“B00J0YAA6G“ target=“_blank“ ]Lewis[/amazon_link] sogar zum besten, weil emotional so unterschwellig ergreifenden, was Taylor je gemacht hat.
Seine Solokarriere bleibt anhand derartiger Kleinode also weiterhin die formlose Spielwiese, um sich für die Prägnanz seiner (assoziativ alleine aufgrund von Taylors patentiert streichelnder Samtstimme in unmittelbarer Nähe agierenden) Stammband freizuspielen, wenn einnehmend sanfte Gesangslinien und vage Melodien mit beruhigend-sedativer Energie durch elegische Synthlandschaften schwelgen und ganz bewusst nur (zu) selten zum Punkt finden.
Beautiful Thing pflegt eine formlose Schönheit in unaufgeregter Nachdenklichkeit, die angenehm zu hören ist, ohne tatsächlich kantige Konturen zu hinterlassen und deswegen auch immer ein bisschen zu nahe am unverbindlichen Easy Listing plätschert. Wenn Taylor in der sentimentalen kleinen E-Pianoballade A Hit Song „I need a hit song/ A straight to your heart song/ Maybe I’m headstrong/ But I need to prove“ croont, passt das allerdings schon: Beautiful Thing wird ohne Ausfall, etwas gefälligen Leerlauf und einigen individuellen Highlights zu seiner bisher gelungensten Soloplatte.
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