Alexander Gregory Kent – Teaches Dust to Reason

von am 29. September 2024 in Album

Alexander Gregory Kent – Teaches Dust to Reason

Kein Jahr nach den Irritationen hinterlassenden Schlussstrich unter Sprain – und offenbar unmittelbar vor dem Release von Material mit seinen neuen Band-Projekten Shearling sowie Big Brown Cow – legt Alexander Gregory Kent sein erstes Soloalbum unter eigenem Namen vor: Teaches Dust to Reason.

Hoping for my name Alexander Gregory Kent to be the home for less “song” oriented projects like this (what is a song?) but we shall see“ tat der Mann aus Los Angeles vorab kund und öffnete damit die experimentellen Tore der Wahrnehmung hinter dem 2023er-Highlight The Lamb as Effigy or Three Hundred and Fifty XOXOXOS for a Spark Union With My Darling Divine) für zwei abstrakte, wohl auch weitestgehend improvisierte Soundcollagen über 55 Minuten Spielzeit.

Vor allem das knapp 26 Minuten dauernde eröffnende Titelstück gerät dort überragend, indem es aus dem unangenehm fiependen, schillernden Noise bedrängend einen Bogen zum schrammelnden Lo Fi-Folk schlägt und Kent damit näher bei Michael Gira agiert, als ohnedies schon. Sobald eine verträumte, perlende Klavier-Grandezza hinter dem sporadisch angeschlagenen, jazzigen Beckenspiel vage erahnbar wird, hat das aber eine ganz eigene, zauberhafte Schönheit.
Über das kurze Seemanns-Delirium an der Harmonika und grießelnde, scharfkantige Gitarren aus dem Delay/Reverb-Alptraum von Twin Peaks oder Dirty Beaches, mäandert Teaches Dust to Reason dann fesselnd weiter zu einem kristallinen, mysteriösen Flimmern und transzendiert letztlich in einer astralen Neugier, deren Dichte sich eindringlich aufbäumt.

Im folgenden Horse Goes to Heaven verschiebt Kent diese postrockigen Tendenzen dann jedoch nahezu vollends in den Drone und Ambient, löst jedwedes Songwriting in einer flächigen Formlosigkeit auf.
Eine friedliche Drohgebärde lädt in irgendwann einen lautmalerischen Singsang als Textur in den sonst rein instrumentalen Kontext, entscheidet sich dann aber für die okkulte Weltraum-Odyssee als seancenhaftes Ausdauerprogramm am monotonen Orgel-Ton. Die letzten sechs Minuten bieten eine Art Twist zugunsten des fast hibbeligen Synth-Gemurmels in langsamen Überblendungen.
Dieser komplett strukturfreie, sich dezitiert auf den Minimalismus konzentrierende Umgang steht Kent ebenfalls, auch wenn der zumindest etwas näher am konventionellen Songwriting mutierende Zugang noch fesselnder für seinen Sound ist. So oder so gestattet sich die Welt nach Sprain aber aufregend, weil grenzenlos!, für den Amerikaner.

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