Alex Zhang Hungtai – Swimming Bird

von am 29. November 2022 in Album

Alex Zhang Hungtai – Swimming Bird

Inspired by The last song of the Kaua’i O’o‘ bird„: Alex Zhang Hungtai schickt zwei Jahre nach der experimentellen Collage Young Gods Run Free (sowie zahlreichen derweil entstandenen Soundtrack-Arbeiten und Kollaborationen) das Kopfkino auf Swimming Bird in die mystische Welt des ausgestorbenen Schuppenkehlmohos.

Zwei Faktoren spielen für die Erzählung dabei eine Rolle. Das Saxofon von Alex Zhang Hungtai, das als einziges Instrument die Rolle des Protagonisten einnimmt, und, mindestens ebenso gewichtig, der Raum, der runtherum mit dem greifbar in Szene gesetzten Nichts gefüllt ist, einen latenten Deep Listening-Vibe verströhmend: Das Blasinstrument irrt vermeintlich desorientiert durch ein uferloses Szenario, in dem man ein Rauschen weit im Hintergrund vernehmen zu können scheint, was ebenso die Endlosigkeit über dem imaginativen Meer oder der sanfte Windzug über einer leeren Welt sein könnte. (Gerade) Auch der Versuch Swimming Bird analytisch zu erfassen driftet dabei zwangsläufig in blumige Umschreibungen ab, will sich nicht außerhalb der eigenen Fantasie manifestieren.

Mit welcher ansatzlosen Sogwirkung Zhang Hungtai vor allem auch mit einem solch reduzierten Minimalismus eine fesselnde Faszination erzeugt, ist jedenfalls schon ziemlich klasse. Da entfaltet sich eine trostlose Einsamkeit im sparsam angedeuteten Spiel, die unbehagliche Präsenz hinter den abgleitenden Tönen kriecht in das Unterbewustsein. Gespenstisch, geheimnisvoll und mystisch
zieht Zhang Hungtai faszinierend in den Bann der Ereignisse – man muß aber freilich in der nötigen Stimmung für diese von Form und Struktur befreite Reise durch den Widerhall dekonstruierter Melodie-Fragmente sein, die sich hypnotisch mäandernd vorantasten.

Obwohl beide Seiten der digitalen Veröffentlichung gefühlt ein ganzheitliches Stück ergeben, lebt Swimming Bird im B-Part dann doch etwas energischer aus der Lethargie auf, schillert phasenweise für wenige Sekunden fast aufgeregt aus der Suche ausbrechend, wird flächiger und (natürlich sehr relativ zu verstehen) ereignisreicher, nähert sich abseitigen jazzigen Mustern, beinahe versöhnlicher und hoffnungsvoller träumend, letztendlich aber in der nostalgischen Melancholie einer niemals konkret gewordenen Vergänglichkeit als paradoxerweise ebenso nachhaltige wie verblassende Erinnerung verschwindend. Eine äußerst wundersame Odyssee.

Print article

Kommentieren

Bitte Pflichtfelder ausfüllen