Agriculture – Living is Easy
Blackgaze-Serotonin: Agriculture erreichen mit der EP Life is Easy tatsächlich den ballernden Glückshormon-Level, für den ihr unausgegorenes selbstbetiteltes Debütalbum im vergangenen Jahr bereits bejubelt wurde.
Über 16 Minuten gelingt dem Quartett aus Los Angeles nämlich tatsächlich das runde, jubilierende angelegte Werk, dass Agriculture 2023 trotz allen hochgejagten Hypes einfach nicht war. Das liegt zum einen an der übergeordneten Struktur von Life is Easy im Ganzen, mehr noch aber an der drastisch gestiegenen Klasse des Songwritings.
Alleine die freidrehenden Gitarren im Titelsong erzeugen pure Euphorie in der Schnittmenge aus Liturgy und Deafheaven, und stürmen mit einer Melodie in den Himmel, die gleichzeitig zufriedenes Ankommen und beschwörende Aufbruchstimmung in einer alten Serie über die endlose Schönheit der Landschaften in Pionierzeiten zum Thema haben könnte. Kaum zu bändigende Ekstase erzeugt da eine Begeisterung – nicht über den Song, sondern aus ihm heraus, aufrichtig! Die abenteuerlustigen Strukturen und mitreißende Spielfreude schaden freilich auch nicht.
Noch besser ist nur, dass der keifende Sturm und Drang der aggressiv triumphierenden Geste In the House of Angel Flesh als zweiter klassischer Agriculture-Eklektizismus mit seinen klaren Gitarrenlinien (die in ihrem Übermut tatsächlich etwas von And So I Watch You from Afar haben), dem psychotisch grummelnden Bass-Twist als Kerosin zur Mitte und einem furiosen Finale.
Als Bindeglied funktionieren dabei dann noch zwei den gängigen MO verweigernde Stücke: Die Miniatur Being Eaten by a Tiger als langsam schrammende Einkehr mit gedoppelter Klargesang-Stimme und einer näher bei Iron & Wine oder Mount Eerie sinnierenden Folklore (bis zum vom Noise zerfressenen Ausklang, der aber bekömmlich bleibt) einerseits; andererseits das mehr oder minder direkt vom hysterischen Screamo-Emotionalität des flehenden In the House of Angel Flesh übernehmende When You Were Born als Spoken Word-Epilog, der den Rahmen gelungen schließt.
Am Besten ist an all dem aber eigentlich der Eindruck, dass Living is Easy nicht wie ein einmaliger Ausbruch nach oben anmutet – sondern als wäre der Band hiermit tatsächlich ud endgültig der Knopf aufgegangen.
Kommentieren