Aesop Rock – Music From The Game Freedom Finger
Die Zeit seit seinem brillanten siebten Studioalbum The Impossible Kid hat sich Aesop Rock mit dem Instrumental-Score Bushwick, Kooperationen mit Homeboy Sandman sowie dem Malibu Ken-Debüt oder der Single Rogue Wave vertrieben. Nun folgt der Soundtrack für das Videospiel Freedom Finger.
„Recently I was approached by my old friend Travis Millard to make some original music for Freedom Finger – a crazy space-shooter video game he had been developing with Jim Dirschberger and Wide Right Interactive game studio. I was able to land 6 instrumentals that pop up at various points throughout the gameplay. As the game was being rolled out, the idea arose to have me do 3 more tracks – this time fully fleshed out songs with lyrics mostly inspired by Freedom Finger’s gameplay. These tracks would accompany some brand new levels that would be made available as downloadable content for the game. Some of these tracks also feature additional instrumentation from my friends and frequent collaborators, Grimace Federation.“
Nüchtern betrachtet bedeutet dies alles aber, das Freedom Finger nur drei „richtige“ bzw. (wenn man so will) eben vollwertige neue Aesop Rock-Nummern aufbietet – dazu kommen danach eben diese noch einmal als Instrumental-Versionen, plus vier superkurze Segmente: Rat Skull, Snowmobile, Twice Fried und Frozen Caveman dauern zwischen 18 und 26 Sekunden, skizzieren Fragmente der leicht abstrakten, leicht dystopischen Soundkulissen, die Ian Matthias Baker sich selbst so ideal auf den Leib schneidert – hier eben als charakteristische Begleitmusik. Sie flirten mit schwerem Synthwave- Industrial und Distortion auf den walzenden Beats, fiepen flapsig und stampfend, deuten düsteren Drone an oder schieben frech, bleiben dabei aber immer angerissene Momentaufnahmen mit in Aussicht gestelltem Potential, aber ohne Mehrwert (abseits des Games) oder Konsequenz.
Dass man zu diesen Teasern und Splitterstücken wohl niemals aktiv zurückkehren wird, ist deswegen irgendwo klar. Selbiges gilt jedoch wohl auch für die drei instrumentalen Stücke – die wie die ausformulierten Mutterschiffe der vier Snippet-Nachwürfe anmuten, jedoch insofern vernachlässigbar sind, weil es sie zuvor eben als vollwertige Stücke mit Aesop Rock am Mikrofon gegeben hat.
Diese stemmen die Erwartungshaltung dann doch weitestgehend, ohne deswegen die Klasse der regulären Studioalben zu erreichen. Doch die Beats sind gelungen, Aesop wie immer in Form.
Play Dead schlapft krumm, blinkt schräg und hat eine abgespacete Synthie-Patina, könnte also Danny Brown gefallen, zieht sich immer wieder sphärisch zurück, um umso betonter in seinen sedierten Groove zurückzufinden – das Highlight der drei Nummern. KOWP hat darauf etwas von einer Nachforschungen anstellende Super Mario Bros. Super Show, agiert smart und minimalistisch, baut auf ein reduziertes, beinahe klatschendes Beat-Gerüst und nur sporadisch auftauchende Neon-Texturen, entschleunigt und abwartend. Dennoch: ein bisschen mehr variable Dynamik über der gesamten Spielzeit hätte der Nummer gut getan, um eine gewisse Monotonie zu umgehen.
Drums on the Wheel dängelt dagegen dringlicher, stackst den Rhythmus über die flimmernde Elektronik und die pendelnde Gitarre, erinnert an El-P zu I’ll Sleep When You’re Dead-Zeiten, wenn auch in deutlich lockerer. Was bleibt ist aber auch hier das Gefühl, es mit einem guten Aesop Rock-Standard zu tun zu haben, aber keinesfalls mit einer essentiellen Bereicherung der Diskografie, keinem genialistischen Deep Cut. Als Aufwärmrunde für den Nachfolger von The Impossible Kid geht der Zeitvertreit Music From The Game Freedom Finger aber durchaus klar.
Kommentieren