Adam Green & Binki Shapiro – Adam Green & Binki Shapiro
Bittersüß: Adam Green und Binki Shapiro verarzten gebrochene Herzen mit reichlich melancholischem IndiePop mit 60er Schlagseite. Das ist auf eine unscheinbare Art und Weise tatsächlich berührender, als man annehmen möchte. Denn in der zweiten Reihe wird der extrovertierte New Yorker Green sogar ansatzweise erwachsen.
Bisher war es ja eher die zwischen Brasielien und San Francisco wurzeln schlagende Shapiro, die sich in der zweiten Reihe des Geschehens wohlfühlte. Nach Arbeiten mit Beck und Coverversionen von Leonard Cohen-Songs stand Shapiro auch bei dem bisherigen Spotlightmoment ihrer Karriere mit Little Joy ein klein wenig hinter The Strokes-Schlagzeuger Fab Moretti. Als Sängerin der kurzlebigen Band natürlich nicht in musikalischer Hinsicht, aber was die mediale Aufmerksamkeit anging. ‚Adam Green & Binki Shapiro‚ wird als Kollaborationsarbeit mit eigenem Namen an zweiter Stelle auf dem Cover aber womöglich an diesem Umstand so einiges ändern, gehört der Bärenanteil der kurzweiligen 28 Minuten doch der potentiellen Geheimwaffe aller New Yorker Indie- und Art-Musiker.
Die Rollen sind also vertauscht, der schon mal mit Akt-Selbstportraits verstörende Green macht es sich auf ‚Adam Green & Binki Shapiro‚ weitestgehend als Teamplayer, Sidekick oder gar nur schmückendes Beiwerk bequem, überlässt das Rampenlicht oft der zierlichen Dame, mit der Green eine platonische Freundschaft und ein gebrochenes Herz teilt. Viele Songs dominiert Shapiro, der Beginn zeigt sich jedoch noch als fulminantes Doppel: ‚Here I Am‚ schiebt Green als Backgroundbariton im aufblühenden Refrain nur langsam in den Walzer-Vordergrund, die herrlich zeilose Popnummer lässt das allgegenwärtige Nancy Sinatra & Lee Hazlewood-Flair bereits prächtig gedeihen. In der unschuldig romantischen Stimmung singt Green seriöser denn je, später wird er sinieren: „Everybody’s cheating on everybody„, „My pity love is stronger than the real things“ und als nach all dem Medienecho auf ‚Friends of Mine‚ und ‚Gemstones‚ kommerziell doch Untergegangener ganz ungeniert zum Schluß kommen: „Even my Lolitas grow old„, während das verschleppte Schlagzeug von den besinnlichen Gitarrenklängen immer wieder aus dem Geschehen gezogen wird, am Ende von ‚Whats the Reward‚ dennoch ein unwiderstehlicher Twang im Raum steht.
‚Adam Green & Binki Shapiro‚ zieht seine Stärke zu einem großen Teil aus der eigenen Verletzlichkeit, dem ehrlichen Umgang mit den wirren Gefühlsstürmen der Liebe. Shapiro fleht in ‚If You Want Me To‚: ‚I’ll be more like a woman, less like a lady„, oder „I’ll do anything you want me to„. Wer dieser Frau das Herz gebrochen hat will man lieber nicht wissen, die bittersüß schwebende Melancholie geht dafür runter wie Öl. ‚Casanova‚ gehört ganz Shapiro, der eingängig schunkelnde 60s Pop ist so charmant wie maßgeschnediert, der Refrain packt die heimliche Hymne aus. Immer wieder rechnet man mit einem zotig in den gefühlvollen Gesang grätschenden Green, doch der zeigt sich stets artig am Seitenrand lauschend von seiner besten Seite, manierlich. Auch das zurückgelehnt an Little Joy gemahnende, großartige ‚Don’t Ask For More‚ ist Damensache, die subtilen Bläser am Ende von ‚Just To Make Me Feel Good‚ Ausdruck der zurückhaltenden Versiertheit der gesamten Platte. Einer solchen, die wenn ‚Little Joy‚ für den entspannten Spätsommer gedacht war, wohl am besten als gedankenschwer-luftiges Frühlingsalbum funktioniert. Und eben in erster Linie als Triumphzug Shapiro’s gehört werden darf. Und sei es nur, weil sie Green in die Schranken gewiesen und zu seiner betsten Platte seit Jahren verholfen hat.
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