Acheulean Forests & Trhä – Die Macht der Feenflamme

von am 13. Januar 2023 in EP

Acheulean Forests & Trhä – Die Macht der Feenflamme

Abstruser Dungeon Synth als veritabler Jump-The-Shark-Augenblick: Trhä setzt auf Die Macht der Feenflamme, einem Split-Release mit Acheulean Forests, den Nimbus seiner Unfehlbarkeit aufs Spiel.

Tatsächlich riskiert Damián Antón Ojeda hier aber nur genug, um die auf Endlhëdëhaj qáshmëna ëlh vim innivte zu zaghaft eingeflochtenen Elemente des überkandidelten, eigenwilligen Pop (Marke: komplett abgedrehte Weihnachtsmusik, gefühltermaßen) endlich auf links zu drehen und vehement in den Fokus zu stellen. Was dann eben für einen Gutteil seines Klientels doch einen Schritt zu weit gegangen sein könnte.
Wenn man dagegen mag, dass Trhä seine Latenz zu Bubblegum-Commercials für trippige japanische Wundertüten nicht mehr unter den Scheffel stellt, indem er sie von dünn-rohem Lo-Fi-Black Metal assimilieren lässt, der wird den veritablen Paradigmenwechsel Die Macht der Feenflamme neugierig annehmen – und sich womöglich primär über den neuen, nicht mehr fauchenden, sondern heiser und rau schreienden Vocal-Style wundern, der zumindest ambivalent klingt, als wäre die Stimme komplett entrückt aus einem anderen Song entnommen über das Telefon eingespielt worden – die Präsenz seltsam zurückschraubend, ohne wirklichen Zugriff auf das Geschehen haben zu wollen. Was nach einer ersten Irritation durchaus passt.

In den ulkigen Grotesk-Dungeon Synth von dadlhadrhi Thét Älëfhanai Endlhëtonëgs‘ ëlh verirren sich irgendwann ein paar giftige Tremolo-Gitarren wie zufällig als Randerscheinung in den Mix, betreiben ein bisschen körperloses Riffing samt eigentlich recht cooler, niedlich-obskurer Synthpop-Motiven. Déhni kloppt die quietschendere Stimme im Hall einer potentiellen Demo ohne Physis als vom Screamo angedrehtes Rock’n’Roll-Ringelspiel. Dlhasmën adaptiert Ahnungen des New Wave dort, wo Wu Lyf eine 16-Bit-Rollenspiel-Tollwut melodisch befallen könnte, und diese happy Hirnwut zieht Trhä auch danach mit fröhlicher Polarisation fort: das wird viele Fans frustrieren, sogar anpissen und als vermeintlich hingerotzte Fingerübung erscheinend die Schnittmenge aus Qualität und Quantität anzweifeln lassen. Aber tatsächlich ist Damian hier endlich so konsequent, wie er den Evolutionsprozess zuletzt – weder Fleisch noch Fisch liefernd – nur zaghaft andeutete. Dass der konventionellere atmosphärische Black Metal ihm weitaus besser gelingt als dieser krude, Sadness (stilistisch, nicht qualitativ) nahekommende Dungeon Synth (auf den man subjektiv wirklich selten bis nie Lust hat), steht derweil leider auf einem anderen Blatt.

Was einen ebenso ambivalenten Beigeschmack hinterlässt, ist das Faible von Damian, mit seinen Projekten gewissermaßen Entwicklungshilfe betrieben zu wollen und sich unbekanntere Künstler als Split-Partner einzuladen. Im Falle von Acheulean Forests ist das ein Fantasy-Dungeon Synth-Dude aus Illinois im Corpsepaint-Look, der auf Die Macht der Feenflamme die selben Ziele verfolgt wie Trhä aktuell – an diesen aber ziemlich nervtötend scheitert.
Seine neun Tracks gleichen skizzenhaften Fragmenten, die zwar eine spezielle ambiente Ästhetik gefunden haben, das Songwriting dabei aber komplett willkürlich und kaum erinnerungswürdig erscheinen lassen.
Das wirkt mal so, als würde man in Final Fantasy durch die Festivitäten eines Ballsaals schreiten, derweil eine zutiefst generische Black Metal-Kombo im Untergeschoss scheppert und bimmelt, am destruktiven Noise Rock zerfahren und diffus über die feierliche Grundstimmung mäandert, esoterische Panflöten in New Age-Optik zu sphärischen Secret of Mana-Anleihen taumeln, oder mystisch orgelnder Goth sinistren Suspense mit heilsamen Grusel verwünscht und winterlicher Post Black Metal dilettantisch seine choralen Ambitionen anbietet. Was an sich schon interessant sein könnte – aber dann eben in den Fingern von Acheulean Forests doch nur wie vage Clusterfuck-Optionen ohne Ziel wirken, denen selbst ein nötiger Feinschliff keine Tiefenwirkung geben würde.
Mit beiden Augen (hinter der Trhä-Fanbrille) zugedrückt ergiebt das für das Ganze durchschnittlich zumindest noch:

Print article

Kommentieren

Bitte Pflichtfelder ausfüllen