A$AP Rocky – Testing

von am 26. Juni 2018 in Album

A$AP Rocky – Testing

Testing ist eine Enttäuschung nach den durchaus stilprägenden (und qualitativ in Grunde ja bereits immer weiter anbauenden) Vorgängern, vor allem aber mit dem Blick auf die namhaften Credits der Platte: A$AP Rocky verrennt sich trotz einiger genial aufblitzender Szenen in einem den Trends hinterherhechelnden Clusterfuck von einem Drittwerk.

Man muss dem um 2011 wie eine Initialzündung auf der Bildfläche erschienen New Yorker dabei unbedingt zu gute halten, dass er auch auf Testing verdammt viel versucht, um weiterhin keine Langeweile aufkommen zu lassen. Er experimentiert mit Sounds und Einflüssen, übernimmt sich an Ambitionen und zerfasert zwischen Optionen, lädt sich die Creme de la Creme ins Studio (um T.I., Kid Cudi, FKA Twigs, Skepta, Kodak Black und Frank Ocean alleine auf offizieller Seite, dazu noch unter anderem Puff Daddy, Dean Blunt, Playboy Carti, Snoop Dogg oder A$AP Mob abseits der Credits – plus Samples von Outkast, Tupac, Lauryn Hill und zahlreichen anderen)  und ist deswegen sogar bereit, sich dezidiert weniger als voranschreitender Trendsetter versuchen zu wollen, sondern vielmehr als williger Sammler modischer Zeitgeistströmungen zu positionieren.

Einzig: Seinem Titel entsprechend entwickelt sich Testing so zu einem auf wenig schlüssige Kohärenz setzenden Hit or Miss-Versuchslabor, das für jeden überzeugenden Track auch mindestens eine gute Portion Ernüchterung parat hält, gerade auf eine doch weitestgehend überzeugende Eingangs- und gute Schlussphase im trägen Mittelteil inhaltlich immer weiter abnimmt und sich über mediokre Schwachstellen auch den einen oder anderen Totalausfall gönnt.
Es mag zwar beispielsweise aus kreativer Sicht ein Armutszeugnis sein, sich über eine praktisch ausformulierte Steilvorlage wie Mobys Porcelain selbst den Bauch zu pinseln, doch ist ASAP Forever (Remix) durchaus stimmungsvoll in Szene gesetzt. Tony Tone schleppt sich wiederum mit grandiosen Bars angenehm schräg über ein psychedelisches Sample und Fukk Sleep klingt wie eine sedative Verbesserung des Migos-Hits Bad and Boujee, bevor das bärenstarke Praise the Lord (Da Shine) über seine ätherischen Panflöten groovt – unkonventionell, klasse! Bis zumindest hierhin hätte Testing dann auch eine wenn schon nicht überragende, aber doch absolut feine EP abgegeben.

Allerdings geht A$AP Rocky und seinen Helfern (Hector Delgado sitzt als annähernd einzige Konstante der Platte und Leithammel beinahe immer am Produzentenstuhl) immer wieder die Luft aus. Calldrops ist als mäandernde Akustiknummer am Lagerfeuer beispielsweise grundlegend eine gute Idee (auch wenn der über das Gefängnis-Telefon aufgenommene Part von Kodak Black in Verbindung mit überspitzt gemeinten Zeilen wie „Would say, ‚Suck my dick!’/ But that’s sexual harassment“ zumindest grenzwertig sind), aber eben keine fertiger Song, sondern nur ein unbefriedigend im Nirgendwo versandende Skizze. Auch Buck Shots kommt mit seinem Synthieflimmern einfach nicht in die Gänge, wohingegen das abstruse Brotha Man sich gar nicht erst bemüht, wie eine ausformulierte Komposition anzumuten, sondern sich als weichgespülte R&B-Lounge mit Streichern ausnahmslos über seine Ästhetik definiert.
Diese enervierende Zanglosigkeit macht dann zwar in weiterer Folge zwar auch einen gewissen Reiz von sommerlichen-Entspannungsübungen wie Kids Turned Out Fine, dem wunderbar melancholischen Minimalismus von Changes oder dem soulig ohne Ziel dümpelnden, aber sehr gefühlvoll reduzierten Finale Purity aus, hält jedoch ohne zwingenden Fokus nur bedingt an Bord: Testing driftet immer wieder zu weit in den Hintergrund der Wahrnehmung ab, ist überladen und unentschlossen, dann wieder nicht zu Ende gedacht und formlos.

Das macht die versammelten 53 Minuten beileibe zu keinem derart hochnotpeinlichen Ausfall, wie mancherorts gerade von alteingesessenen Fans suggeriert wird, wenn auch mit paradoxem Charakter: Rocky riskiert hier durchaus, seine Perspektiven mit Puristengift zu erweitern, vertändelt sich dabei absurderweise jedoch gerade auch in einer unspektakulären Komfortzone, die nicht per se schlecht, aber keineswegs erinnerungswürdig ist.
Letztendlich zündet deswegen auch doch zu wenig des unausgegorenen Stückwerkes Testing, um ein stringentes Album zu reklamieren; bleiben zu viele Beats austauschbar an routinierten Standard operierende Stangenware-Lieferungen angelehnt, die Gästeriege nicht auf Homogenität und Stringenz eingeschworen  und gerade Rockys eigene Performance dazu phasenweise beinahe uninspiriert, faul und gelangweilt.
Gemessen an Genre-Normen mag das durch die besten Szenen der Platte immer noch eins (über)durchschnittlich gelungenes Genre-Schaulaufen darstellen (mit einer strengeren Selektion eines verhaltenen Growers wäre potentiell sogar ein Jahreshighlight möglich gewesen), doch muss Rakim Mayers mittlerweile langsam aber sicher doch vor allem aufpassen, dass er nicht an der Demontage seines aus dem Stand etablierten Status zu arbeiten beginnt.

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