A Mote of Dust – Live at Mono
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Craig B hat sich im vergangenen Jahr bekanntlich als Musikschaffender zurückgezogen. Ein Umstand, der immer noch schmerzt – und der durch Live at Mono, einem Mitschnitt der finalen A Mote of Dust-Show in Glasgow, gleichermaßen Narben aufreißt, wie sie versöhnlich behandelt.
Dass sich die an jenem 12. April 2019 gewählte Setliste zu einem Gutteil bei A Mote of Dust II bedient, ist natürlich logisch – schließlich betourte Craig B seinerzeit den damals gerade aktuellen Schwanengesang seines letzten musikalischen Projektes. Bedenkt man allerdings , dass die Show aber eben nicht nur das Ende eines Albumzyklus sowie nominellen Bandlebens darstellt, sondern auch das Finale einer ganzen Karriere, die übrigens niemals das angemessene Ausmaß an Anerkennung bekommen hat, wäre es doch schön gewesen, zumindest das noch bessere erste selbstbetitelte A Mote of Dust-Album von 2015 nicht derart stiefmütterlich zu behandeln. Zumal The Circus und Cracks in the Mirror zu den absoluten Highlights des Konzertdokuments zählen.
Verschmerzbar ist dieses subjektive Manko aber auch bereits alleine deswegen, weil Zweitwerk-Stücke wie Second Last First auf Live at Mono weitaus einnehmender funktionieren als noch auf der regulären Studioplatte, eine fesselndere Gravitation erzeugen.
Und dennoch werden all diese famosen Momente von jenen Szenen in den Schatten gestellt, die vor die Zeit von A Mote of Dust hinausreichen. Insgesamt drei Songs gibt es aus dem Repertoire von The Unwinding Hours: The Promised Land sowie Tightrope, und entgegen der Credits stammt auch Solstice („Thank you for being so quiet“) vom 2010er Album der Schotten. Dazu kommen mit Nightmares und dem schier überragenden Post-Tour Prejudgement zwei Aereogramme-Nummern, die im fragilen Kontext der sparsamen Live-Inszenierung geradezu magisch-intim aufzeigen.
Auch wenn Beaton dabei nie alleine ist – A Mote of Dust-Kompagnon Graeme Smillie kümmert sich so um einem Gutteil des Instrumentariums, Kathryn Joseph besorgt die Backing Vocals für einen Song und Jenny Reeve steuert u.a. einen solchen bei gleich fünf Nummern bei – hält sich der ganze Abend inszenatorisch an eine minimalistische Herangehensweise: Meist genügen eine Akustikgitarre, ein Piano und diese zarte Stimme von Craig B, um eine zutiefst melancholische Atmosphäre zu erzeugen, die unter die Haut geht.
Wenige Akzente beugen außerdem der Gleichförmigkeit vor. In den Hintergrund von Signals schleicht sich etwa ein vorsichtiger Trommelwirbel, die aufbrausend-dramatische Interpretation von Slow Clap wird von einem nüchternen elektronischen Beat geerdet und Cease mutet beinahe orchestral an. Und dass sich in Echoes of Empire trotz direktem Sound und schön gemischter Publikumspräsenz auch einmal ein fiependes Feedback einschleichen darf, führt dann die authentische Lebensnähe der Aufnahme vor Augen, die keine Perfektion braucht, um tief zu berühren: Live at Mono ist eine wunderbare (aber vorerst leider nur digital verfügbare) Erinnerung daran, wie sehr man Craig B vermissen wird.
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