A.A. Williams – Songs From Isolation
A.A. Williams versammelt die im vergangenen Jahr mit sparsamen Mitteln eingespielten You Toube-Cover-Interpretationen als Songs from Isolation. Ein willkommener Fanservice – nicht mehr, aber auch nicht weniger.
Mit dem bisschen Funken Objektivität, die die selbstbetitelte EP (2019) und Forever Blue (2020) noch übrig gelassen haben, muß man natürlich attestieren, dass Songs from Isolation (alleine aufgrund der Beschaffenheit: nahezu ausnahmslos genügt Williams ihre Stimme und die gegebene Melancholie am Klavier) zu einer gewissen Gleichförmigkeit neigt, im Grunde maximal vorhersehbar in der Komfortzone der Britin agiert und die 42 Minuten nicht nur deswegen vollkommen überraschungsarm auftreten, weil man jede einzelne der minimalistischen, stets ätherisch und absolut entschleunigt angegangenen, in Heim-Quarantäne nach Fanwünschen eingespielten Interpretationen bereits aus den entsprechenden Video-Sessions kennt.
Neu ist wirklich nur die Erkenntnis, dass Nummer wie die verträumte Sehnsucht von Nights In White Satin (The Moody Blues) im spontanen Kontext besser funktionierten als in einem wenig variablen Gesamtfluß zusammengesammelt – auch weil Songs from Isolationen keinen übergreifenden Spannungsbogen entwickelt, in der Gesamtdynamik keine markanten Akzente abseits der soundtechnischen Wohlfühlzone setzt.
Aber selbst dann kann sich der Versuch der kritischen Distanz nicht der so unglaublich eindringlichen atmosphärischen Intensität entziehen, die Williams hier mit wenigen Mittel zaubert, wenn gleich Lovesong (The Cure) eine tiefenwirksame Schönheit und schlichte Eleganz in trauriger Wohligkeit installiert – ein auf Nummer Sicher gehender Start-Ziel-Sieg, wie für die Londonerin gemacht.
Für (das zu lang geratene) Where Is My Mind werden die Stille und der Klangraum elementar: Ohne Pathos oder Selbstmitleid schwelgt das Pixies-Stück in Zeitlupe durch den Äther, todtraurig sanft und behutsam; verletzlich und auf kräftige Weise fragil, typisch vibrierend intoniert. If You Could Read My Mind (Gordon Lightfoot) kann eigentlich nur verlieren, da sich Johnny Cash der Nummer bereits angenommen hat – doch Williams macht zumindest nichts falsch und geht durchaus unter die Haut. Radioheads Creep entscheidet sich für eine abgründige, pastoral gestrichene Form und eine relative Zurückhaltung, zumindest aber das nötige Maß in der Balance (die Thom Yorke in diesem Ambiennte doch abging). Every Day Is Exactly The Same gibt sich dramatisch und aufbrausend, addiert der Komposition an sich wenig essentielles, klärt aber zumindest die Frage, wie die Nine Inch Nails-Nummer im Still-Outfit geklungen hätte.
Be Quiet And Drive orientiert sich dann ebenfalls bei einer Alternativen Perspektive der Stammband: Als eines der beiden Gitarrenstücke auf Songs from Isolation bleibt Williams (trotz fehlender Beats) ästhetisch nahe an der Acoustic-Version der Deftones, was das Ergebnis per se nicht sonderlich spannend macht – aber hinter seinem sinistren Goth-Schleier zumindest mit viel Flair ausstattet. Besser gerät dann Into My Arms als leise flimmernder, nautisch texturierter Ambient-Postrock, der wie praktisch jeder andere Song hier primär daran krankt, dass die jeweiligen unerreichten Originale (eben: es ist nicht die einfachste Geschichte, es mit Nick Cave aufzunehmen) eigentlich bereits perfekt geraten im universellen Pop-Gedächtnis verankert sind, die Fallhöhe stets eine ist, an der man sich nur verheben kann.
Nur Porcelina Of The Vast Oceans bricht aus dieser Stafette aus Hits und Evergreens als verhältnismäßiger Deep Cut heraus, beendet das Sammelsurium gar auf einer relativ optimistischen Note und verströmt die romantische Mystik der Smashing Pumpkins mit einem unverbindlichen Charisma, das eben auch keinen Zweifel daran aufkommen lässt: Songs from Isolation ist kein Epilog zu Forever Blue, sondern ein willkommener Zeitvertreib für Williams selbst und ihre Zuhörerschaft. Wirklich schön!
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