A.A. Williams – As The Moon Rests

von am 12. Oktober 2022 in Album

A.A. Williams – As The Moon Rests

Zwei Jahre nachdem Forever Blue die Poleposition der Heavy Pop-Jahrescharts 2020 erklommen hat, ist A.A. Williams mit As the Moon Rests weitestgehend im Post Metal angekommen – und erschöpft dabei auch bis zu einem gewissen Grad ihre Möglichkeiten.

Spätestens am Ende, wenn das Titelstück der Platte wie eine potentielle Slint-Verehrung beginnend letztendlich gefühlt doch nur wieder zu einem weiteren gehobenen Standard wird, und die dann zu ausführlich aufgeblähten 62 Minuten, die das Zweitwerk der Britin vermisst, beschließt, kann man sich des Eindrucks endgültig nicht mehr erwehren, dass As the Moon Rests an sich nichts falsch macht, der Platte in einer latenten Gleichförmigkeit aber gewissermaßen der „Mehr vom Selben“-Formel folgend einfach nicht die unter die Haut gehenden, aufwühlenden Melodien gelingen, die abseits der dichten Atmosphäre und einnehmenden Stimmung tatsächlich packend hängen bleiben, während – wo die Gastfeatures auf Forever Blue 2020 sich rückblickend als so unschätzbar wichtig in Erinnerung rufen – A.A. Williams alleine zudem nicht genügend Akzente und Variabilität an den Tisch bringen kann, um über die volle Spieldauer ihres Zweitwerks direkt fesselnd zu bleiben.

Im Umkehrschluss artikuliert Williams ihre musikalischen Motive diesmal allerdings noch selbstsicherer als bisher, verbindet ihren zart vibrierenden, Stärke zeigenden Gesang mittlerweile so selbstverständlich mit der Grandezza des (nun doch deutlich vor den doomigen Folk-Dystopien stehenden) Post Metal und assimiliert orchestrale Ambitionen im Verbund mit texturierenden Synthies formvollendet – niemals erhabener als gleich zum Einstieg der Platte vor allem, wo das getragene Hollow Heart der schwelgenden Sehnsucht einer nachtmelancholischen Heaviness so einladend frönt, seine Suche nach Selbstfindung und Bestärkung so natürlich fließend orchestral aufgehen lässt. In Evaporate betten gothic’eske Keyboard-Texturen kaum weniger famos ein doomiges Riff behutsam flüsternd bis zur Einkehr zur ambienten Klavier-Einsamkeit.
Danach aber verschwimmt der Individualismus einzelner Kompositionen in der Masse – ohne tatsächlich abfallendes Niveau zwar, doch sieht man die Bäume vor lauter Wald nicht mehr. As the Moon Rests übersättigt insofern, als dass die Aufmerksamkeit schwindet, man aktiv primär die Ästhetik konsumiert. Was freilich – gerade gemessen an der immensen Erwartungshaltung, die Forever Blue vorgegeben hat – Jammern über eine grundlegend immer noch hohe Klasse ist.

In Murmurs gefällt etwa die eindringlich beschwörende Spannung absolut, während das ruhigere Pristine zeigt, dass Mono bis hin zu malerischen Streichern ihre Spuren hinterlassen haben. Shallow Water zupft erst intimer am Singer-Songwriter-Folk und findet eine genormte kammermusikalisch-sanfte Elegie. For Nothing tendiert vage zur mystischen Schattierung der orientalischen Psychedelik und flirtet im dickflüssigen Nebel und choralen Optionen. Golden bekommt dagegen durch das Schlagzeug und Piano einen fast beschwingt, luftigen, tröstend aufbrechenden Shoegaze-Drive und The Echo ist ein cinematographisches, nichtsdestotrotz zurückhaltendes Drama der Verletzlichkeit, dessen postrockige Grandezza das Panorama des sinfonischen Spannungsbogens aber eben auch kaum überraschend beschreitet.
Nachdem sich Alone Into the Deep im unaufgeregten Wellengang des Doom streichend so anmutig in die opulenten, aber nicht bombastischen Arrangements schmiegt, wäre die versöhnliche Nadler‘eske Acoustic-Miniatur Ruin (Let Go) insofern vielleicht der idealere Schlusspunkt gewesen, um der Unverrückbarkeit von As the Moon Rests zumindest ein wenig mehr Kompaktheit als Balance mit auf den Weg zu geben. Dass Williams zu derartigen Kompromissen aber aus künstlerischer Sicht allerdings wohl einfach nicht bereit war, ergibt jedoch schon Sinn: Selbst wenn das Album nach dem überragenden Debüt den Hörer nicht bedingungslos mitnimmt oder seine Erfahrungen mit verschlingender Präsenz teilbar macht, spürt man doch, wie wichtig und bedeutend As the Moon Rests in jeder Sekunde für Williams selbst ist.

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