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It’s Almost Dry - aber eben wirklich nur almost: Vier Jahre nach Daytona ist Pusha Ts prolongiertes nächstes Meisterwerk tatsächlich auf dem bestem Weg dorthin, bringt seine Kasse dann aber doch nur beinahe in trockene Tücher, und fühlt sich letztendlich einfach unrund an.
Qualität statt Quantität: Zum Auftakt der Kanye-Festspiele 2018 (rund um sein eigenes kommendes achtes Studioalbum, Kids See Ghosts, Nas' neue Platte sowie Teyana Taylors Zweitwerk) produziert Ye seinem G.O.O.D. Music-Präsidentenkumpel Pusha T mit DAYTONA ein an Prägnanz kaum zu übertreffendes Meisterstück auf den Leib.
Kendrick Lamar will Drake nicht zur Ruhe kommen lassen (wie es für den Kanadier vor einiger Zeit im Duell mit Pusha T oder Kanye noch als Ausstiegsszenario funktioniert hat) und tritt deswegen keine 24 Stunden nach Meet the Grahams mit Not Like Us nochmals hinterher.
Die beiden Tour-Buddies Beck (der unlängst ja mit Thinking About You bezauberte) und (die Pusha T-Gastgeber) Phoenix kooperieren für sonnigen Synthpop/ Nu Disco-Song Odyssey.
Kanye West übersetzt die konfusen Selbsttherapie-Skizzen von Ye in einen pseudo-christlichen Kontext und verkauft den ebenso unausgegorenen wie egozentrischen Clusterfuck Jesus is King als spirituelles Gospelalbum.
Wieder nicht das versprochene Album, aber egal: Black Thought toppt mit Streams of Thought, Vol. 2 schließlich nicht nur den vorangegangenen Teil, sondern reklamiert im Grunde auch die Rap-Krone 2018 für sich.
Nach dem superben DAYTONA, dem zerfahrenen Ye sowie dem überzeugenden Einstand von KIDS SEE GHOSTS kann NASIR als vierte Veröffentlichung am aktuellen Kanye West-Fließband das immer wieder aufblitzende Potential zwar in dualistische Standarts, nicht aber in bedingungslose Highlights ummünzen.
Im Zuge des aktuellen Veröffentlichungsrausches von Kanye West erscheint nun auch die lange hinausgezögerte Kooperation mit Kid Cudi: KIDS SEE GHOSTS trumpft als farbenfrohe Ode an "Youthful optimism and innocence" auf.
Wenn bipolare Störungen zur Superkraft erklärt werden: Dem egozentrischen YE gelingt es, als plakative Reflektion über die psychischen und suchtindizierten Probleme der Figur (und/oder des realen Menschen) Kanye West zu faszinieren. Dahinter steht jedoch eine weitestgehend instabil zusammengewürfelte Songsammlung, in der die Grenzen zwischen Zurückhaltung und uninspirierter Beschäftigungstherapie ohne Höhepunkte verschwimmen.
Man kann mit Kanonen auf Spatzen schießen und dem Wendehals One More Light sicherlich vieles vorwerfen - eine mangelnde Anpassungsfähigkeit der Massenmarkbediener Linkin Park gehört freilich kaum dazu. Den Paradigmenwechsel in den seichten Hochglanz-Pop vollzieht das kalifornische Sextett schließlich ohne jedes Schamgefühl oder Berührungsängste.