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Nach dem an dieser Stelle viel zu wohlwollend (mit mindestens zwei Punkten) überbewerteten Clusterfuck Relaxer haben Alt-J mit The Dream wieder das große Album-Ganze im Visier - auch wenn das Songwriting bisweilen schrecklich zerfahren bleibt.
Wo This is All Yours die Entscheidungsfrage zwischen Pusher und Puller stellte, würde sich Relaxer nun gerne für den Drifter entscheiden: Alt-J lassen sich mal im Autopilot treiben und erforschen dann wieder meditativ gelöste Detailansichten neuer Perspektiven - scheitern aber vor allem durch den seltenen Einsatz der Brechstange an einem so stimmungsvollen wie zerfahrenen Drittwerk.
"Are you a pusher/ Or are you a puller?" fragen alt-J vor perlenden Lagerfeuer-Akustikgitarren und schmiegen sich abseits des Momentums in Samthandschuhe: "I pull the weight towards me". Dabei positionieren sich die nunmehr als Trio firmierenden Mercury Prize-träger mit dem Nachfolger ihres Sensationsdebüt vor allem als Drifter, die auf 'This is All Yours' mit geschlossenen Augen durch ihre schlauen Indie-Konstruktionen schweben.
The Pilgrim, Their God and the King of My Decrepit Mountain ist zu zwei Dritteln eine Compilation, zu einem das daraus resultierende Finale - und im Ganzen mehr als nur ein vielversprechendes Debütalbum, dessen Eklektizismus staunende Heimeligkeit erzeugt.
Portugal. The Man sind coole Typen und bieten vor dem Start der gemeinsamen Tour mit Alt-J über die beiden Coversongs Steal My Sunshine und Novocaine for the Soul auch den beiden Support-Acts ein bisschen Vorab-Rampenlicht.
Kele Okereke lässt sich selbstreflektierend durch die Isolation treiben: The Waves Pt. 1 ist als typisches Zeichen seiner Zeit eine Platte, die ohne Pandemie so nie entstanden wäre.
Schlagenheim tritt den Beweis an: Die Generation der 20 Jährigen kennt nicht nur den hippen Indie von alt-J, sondern auch mathlastigen Noiserock von This Heat, Ought, Talking Heads, Steve Albini, The Drones, Pop Group, Battles oder TV on the Radio. Fein!
Mumford & Sons bleiben konsistent: Delta ist bereits das vierte Griff ins Klo der Band und mittlerweile sogar auch schon der zweite am Stück, bei dem dies aufgrund einer charakterlosen Austauschbarkeit im Auftreten absolut egal ist.
Daughter untermalen mit Music from Before the Storm das gleichnamige Life is Strange-Prequel mit einer Melange aus zartschmelzendem Electropop-Versatzstücken und stimmungsvoll flimmerndem Postrock.
A Fever Dream beruhigt die angestammte Hektik der englischen Synth-Art-Popper über weite Strecken und lässt die Dinge mit deutlich mehr Ruhe laufen: Nach dem großartigen 2014er-Furiosum Get to Heaven müssten Everything Everything eben niemandem mehr etwas beweisen.