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Vielleicht war Why Hasn't Everything Already Disappeared? sogar Deerhunter selbst ein wenig zu konventionell geraten. Dagegen steuern sie nun mit der 13 minütigen (digitalen) Stand-alone-Single Timebends an.
Gipfeltreffen der (heimischen und internationalen) Indie-Darlinge im Dom im Berg: Crush rollen den roten Teppich für das einzige Deerhunter-Konzert auf heimischen Boden im Jahr 2019 aus.
Nach der sinnlos-obskuren Tour-Absurdität Double Dream of Spring wollen Deerhunter das existentialistische Why Hasn’t Everything Already Disappeared? offenbar betont auf Nummer Sicher gehend nach Hause spielen. Letztendlich wird daraus jedoch ein kompaktes Schaulaufen mit unfertigem Beigeschmack.
Am tatsächlichen Nachfolger von Fading Frontier wird derzeit unter dem prolongierten Titel Why Hasn't Everything Already Disappeared? erst gebastelt. Double Dream of Spring hingehen ist hingegen "nur" ein "Tour-only cassette tape limited to 300 individually numbered pieces. Only available at Deerhunter's shows in New York City on May 15 and 16, 2018 and on their summer 2018 European tour."
Im Deerhunter-Kosmos ist die Sache letztlich freilich ein wenig komplizierter, aber: Wenn 'Monomania' ihr aus der Garage polterende Rockalbum war, ist 'Fading Frontier' nun das umarmende Pop-Feuerwerk der Band.
Bradford Cox bezeichnet sich als Punk und Terrorist, gibt dazu Konzerte, die schon einmal ausschließlich aus einer einstündigen, angepissten Schleife 'My Sharona' bestehen können. Lockett Pundt spielt hingegen immer noch verträumt schöne Gitarrenlinien, aus dem Pop in dem Sommer getragen. Unter diesen Vorzeichen mutieren die beiden Deerhunter-Vorstände den Sound von 'Monomania' (wieder einmal) aus der restlichen Discographie ihrer gemeinsamen Band: "A very avant-garde rock & roll record" trifft es weitestgehend.
Das prolongierte Companion Piece ist ein polares Kontrastprogramm: Boris erforschen auf W die konturoffen-esoterische Kehrseite des Wutausbruchs NO als fragmentarische Kaleidoskop-Collage.
Kurz vor der ersten Lockdown-Starre 2020 hat King Krule Archy Marshall noch eine Handvoll Konzerter in Europa gespielt. Teile der beiden Paris-Shows erscheinen nun als das Livesalbum You Heat Me Up, You Cool Me Down.
In den Texturen und Akzenten erkennt man die Stammband von Ed O'Brien in den Nuancen immer noch. Allerdings hat der 52 Jährige auf Earth unter dem EOB-Akronym-Alias merklich Spaß an den Freiheiten jenseits von Radiohead.
Auch die diesjährige Vorzugsliste der Kurzformate platzt aus allen Nähten. Dabei sind bereits zahlreiche hochklassige Veröffentlichungen, die nominell als Singles laufen - etwa von Algiers, Idles, Nails, Pallbearer, Black Midi, Deerhunter, Bush, Sturgill Simpson oder Julien Baker - beziehungsweise Split-Releases - wie etwa die Kooperationen von Primitive Man & HELL oder UN & Coltsblood – aus dem Portfolio eliminiert worden.