86TVs – 86TVs
Wer sich nach einem I Am Kloot-Song benennt, hat von vornherein ein Stein im Brett. Dennoch machen es einem die Szene-Veteranen 86TVs mit ihrem selbstbetitelten Debütalbum schwer.
Dass die ehemaligen Maccabees Hugo und Felix White – die neben ihrem dritten Bruder Will auch Drummer Jamie Morrison (The Noisettes, Stereophonics) an Bord ihrer neuen Band geholt haben – aufgrund ihrer Reputation mit einer hohen Erwartungshaltung zu kämpfen hätten, hört man 86TVs grundlegend nicht an. Der Indierock geht dem Quartett locker von der Hand, ist eingängig und nach dem feierlich nach oben geschraubten Modern Life auch immer wieder daran interessiert, sich bis ins Stadion vordringen zu können – siehe etwa das nach Größe strebende Pipe Dream oder den hymnisch angelegten Dancerock von Higher Love, dessen vage Unverbindlichkeit irgendwann die Handbremse löst und sich treibend den Maßen anbietet. Cinematographische Szenen anzudeuten kann die Band.
Dazu pendeln 86TVs mit rundum soliden Songwriting ohne klare Linie zwischen relaxten Augenblicken (Days of Sun) und Routine-Standards (Tambourine, das zügige Worn Out Buildings, oder A Million Things beispielsweise), stampfen mal (Settled) und überzeugen dann in der getragenen Ausrichtung deutlich mehr (Someone Else‘s Dream). Sie finden mit epischen Tendenzen nirgendwohin (Spinning World) oder bietet eine shoegazende Ballade (Dreaming) an. Das vielversprechende Komorebi bietet in aller Ruhe eine Art folk-jazzige U2-Option und das arg simpel aus der Zeit gefallene New Used Car mit Jamie T zeigt, dass der das Mikro unter ihren Mitgliedern herumreichenden Band ein charismatischer Sänger fehlt. Und ein selektiverer Ansatz, weil das Debüt mit 15 Songs (über theoretisch eh relativ handliche 45 Minuten, aber eben alle bisherigen EP-Songs und Singles beeinhaltend) eine Spur zu ausführlich angelegt ist, um den Spannungsbogen in der zweiten Hälfte kompakt halten zu können.
In all diesen Szenen bleibt 86TVs deswegen (gerade hinten hinaus) ein nettes Sammelsurium an Schnappschüssen, das trotz einer grundlegend angenehmen Leichtigkeit im Kreieren vielversprechender Ausgangslagen kaum anhaltende Nachwirkung zeigen – denn alles an diesem Einstand ist gut, vieles (und gerade in der Summe seiner Teile) aber letztendlich auch egal, weil die Band selten zum wirklich zwingenden Punkt findet.
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