2011 – Die 50 Alben des Jahres
Im Rückspiegel hinterlässt 2011 ein ereignisreiches Musikjahr: zahlreiche große Bands haben sich getrennt, nicht wenige ehemals wichtige Gruppierungen entern wieder die Bühnen. Am längsten währen werden jedoch vermutlich die Eindrücke jener Alben, die in den vergangenen zwölf Monaten auf Tonträger gebannt wurden.
heavypop.at präsentiert seine 50 liebsten Albumveröffentlichungen 2011:
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30. Josh T. Pearson
Last of the Country Gentlemen
Greift der ehemalige Lift to Experience Vorstand zur Klampfe, kann dabei offenbar gar nichts unter einem ausufernden Albummonolithen entstehen. Auf seinem Debutalbum hortet der gläubige Texaner 8 monumentale, knochentrockene Akkustiknummer, die sich höchstens mal die Fidel zur Abwechslung gönnen. Der optisch zum Wald und Wiesen Jesus mutierte Pearson lässt seinen schonmal zu 13 Minuten aufgeblähten – und dennoch so skelletierten – Songs, die zwischen eiskaltem Folk und kargem Country pilgern, die Freiheiten, die er sich auch selbst nimmt: den einschneidenden Titelsong gibts nur mit der Schallplatte. Da kommt aber auch das hässliche Cover schöner zur Geltung.
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29. Deafheaven
Roads to Judah
Hätte jeder Song auf dem Deathwish Inc. Einstand der ungewöhnlichen Black Metaller die Qualität des Openers ‘Violet‘ – es wäre seit Jahren nichts vergleichsweise hochwertiges in diesem Genre erschienen. Deafheaven können das Niveau auf den folgenden drei Songs jedoch nicht ganz halten. ‘Roads to Judah‘ muß sich deswegen damit begnügen, ein herrausragend gelungenes Album geworden zu sein, dass Richtung Hardcore und Post-Rock schielend mal eben spielend an Genrekönigen wie Wolves in the Throne Room vorbei zieht und dabei so viel mehr ist, als ein bloßes Versprechen an die Zukunft. Eine erste Visitenkarte von baldigen Impulsgebern.
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28. Fucked Up
David Comes to Life
Da kündigen sie eine Punkrockoper an – und im Endeffekt klingt das Ergebnis viel mehr nach homogener Singlescompilation, als es die zwei bisherigen Singlesammlungen taten. Songdienlicher haben Fucked Up auf bisher keinem Album gespielt. Wieviel Konzept hinter dem konsequenten Weglassen aller Umwege steckt, verdeutlicht die kürzlich veröffentlichte Non-Album Single ‘Year of the Tiger‘, ein 15 Minuten Brocken von einem Song mit Jim Jarmusch als Gast. Das macht die randvollen, eigentlich zu gut gemeinten 70 Minuten Spielzeit zwar nicht kürzer, man schätzt die Hitsammlung ‘David Comes to Life‘ jedoch gleich nochmal eine Ecke mehr.
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27. The Roots
Undun
Ein Konzeptalbum spontan aus der Hüfte schießen und quasi im Vorbeigehen damit das Gros der Hip-Hop Veröffentlichungen in die Tasche stecken? Können vielleicht nur The Roots. Weil das poppigste Hitfeuerwerk seit ‘How I Got Over‘ dabei auch nur so entspannt und unaufgeregt tänzelt wie nur was, muß man sich nicht mehr wundern, wo ?uestlove und seine Mannen auch noch die Power hernehmen, es sich mit Frauenrechtsgruppen zu verderben, Rebacca Black zu covern und das D’Angelo Comeback vorzubereiten.
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26. 40 Watt Sun
The Inside Room
Das in drei Tagen eingedaddelte Debut der neuen Band um Patrick Walker marschiert in bester Warning-Tradition Richtung klassichen Doom Metal und gemahnt dabei an weitere Stimmgewaltige Genregrößen à la Goatsnake. Ohne kitschig zu werden spinnen sich die gleichförmig hypnotischen Songwalzen um Walkers gegerbte Stimme, hangeln sich vorbei an den Ohren schmeichelnden Akustikpassagen zum Ziel. Man merkt die Handarbeit von Routiniers, gelernt ist halt gelernt.
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25.Gang Gang Dance
Eye Contact
Selbst die ruhigsten Momente hier pulsieren, zucken unruhig auf und ab. Das Schlagzeug pumpt ohne Unterlass, die Bässe gurgeln, die Gitarren springen und auch wenn der Vorgänger ‘Saint Dymphna‘ seine zahlreichen Hitsingle an Bord hatte: bessere Songs hat das Brooklyner Stylo Kollektiv noch nicht am Stück abgeliefert – erst recht noch nie zu einem derart sprachlos machenden Ganzen verwoben. Mit ‘Eye Contact‘ haben Gang Gang Dance ihren tanzbaren Elektrorock endgültig organisch gemacht, handfest ihr ‘Merriweather Post Pavillion‘ erschaffen. Futuristische Popmusik – und eben das alles überstrahlende ‘Glass Jar‘.
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24. EMA
Past Life Martyred Saints
”Fuck California / You made me boring /I bled all blood out /But these red pants they don’t show that” oder “What’s it like to be small-town and gay? / Fuck it baby I know you’ll never change” oder “Quick hit to the face / Soft blow to the mouth /On Christmas morning” – und das alles allein in der Quasihitsingle ‘California‘. Der Soloeinstand der ehemaligen Gowns Sängerin Erika M. Andersen ist ein hässlicher, hasserfüllter Noise-Folk Klumpen voller Schönheit. Ein bisschen wie INXS aus einer bedrohlchen Parallelwelt. “If this time through /We don’t get it right / I’ll come back to you /In another life“
23. Tombs
Path of Totality
’Path of Totality‘ perfektioniert, was ‘Winter Hours‘ begonnen hat. ‘Path of Totality‘ ist Wolves in the Throne Room, Cursed und Neurosis in einen blutverschmierten Käfig gesperrt. ‘Path of Totality‘ ist Black Metal, ist Post-Metal, ist Crust-Punk und Berserkerrock. ‘Path of Totality‘ ist theoretisch wieder zuviel, theoretisch zu unfokussiert und praktisch genau deswegen goldrichtig. ‘Path of Totality’ ist Tombs-Musik nahe der Perfektion und holt sich endlich auch die Anerkennung, die bereits ‘Winter Hours‘ verdient hätte.
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22. Cave In
White Silence
Cave In sind zurück, endlich. Irgendwie nur logisch, dass die Bostoner ihr erstes Studioalbum seit sechs Jahren um so vieles heftiger ausfallen lassen, als alles seit dem Debütalbum. Näher dran an Botch, an Coalesce und Converge waren Cave In nie. Pink Floyd und Konsorten werden trotzdem nicht aus den Augen gelassen. Das fünfte Cave-In Album ist weit davon entfernt hirnlose Raserei zu sein – die Zügel werden bewusst gelockert, der Hass kanalisiert. Und am Ende wird ‘White Silence‘ doch beinahe zur Folkplatte.
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21. Stephen Malkmus and the Jicks
Mirror Traffic
Man darf mutmaßen, wie groß der Anteil von Produzent Beck Hansen daran ist, dass ‘Mirror Traffic‘ nicht nur zum triumphalen Abschied von Schlagzeugerin Janet Weiss Richtung Wild Flag geworden ist – sondern schlicht und ergreifend zum besten, was Slackerking Stephen Malkmus seit dem Ende von Pavement abgeliefert hat. Mögen es auch nur die wunderbaren Bläser sein, die der umtriebige Scientologe Beck dem Relaxmonster ‘No One Is (As I Are Be)‘ beigesteuert hat: Es sind genau jene Momente, in denen Malkmus beiläufige Melodiemeisterwerke zu astreinen Geniestreichen wachsen.
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