Subrosa – More Constant Than The Gods
Der Versuch einer Annäherung: Subrosa sind für den Doom, was U.S. Christmas für den Post Metal sind und was Josh T. Pearson für den Folk wäre, würde er seine Epen nicht aus der Kargheit heraus erschaffen: traditionsbewusste, naturalistische Nomaden an den spirituellen Ausläufern der Genregrenzen.
Nur zwei Tracks, aber damit immerhin knapp 25 Minuten dauert es um klarzustellen: Subrosa aus Salt Lake City schreiben weiterhin keine knackigen Songs – sie malen zentnerschwere Soundgemälde, erschaffen überragende Klang-Kathedralen, walzen mit tonnenschwerer Schönheit über riffgewordene Lavawände im Cinemascope, mit der Urgewalt eines Erdbebens voller sphärischen Weite und transzendentaler Bestimmtheit. Bereits ‚No Help for the Mighty Ones‚ (2011) hatte nach dem Debüt ‚Strega‚ (2008) angekündigt, dass sich die Szenegaranten Profound Lore hier ein weiteres Schwergewicht erster Güte zwischen dröhnenden Basslinien, organischen Gitarrenwänden, beizeiten dicht gewebten Orgelklängen sowie elektrischen Geigengarnierungen und den stets weit unter den Kontinentalplatten kriechenden Rhythmen an Land gezogen haben – doch erst ‚More Constant Than The Gods‚ lichtet Subrosa beim Ankommen ab.
Die im Genre so gängige Praxis der immensen Repetition, der An- und Abschwellen von Lagen ist dabei nicht die Sache von Songwriterin und Bandvorständin Rebecca Vernon, sondern baut Genrebausteine auf dynamisch Wandelbarkeit. ‚More Constant Than The Gods‚ meditiert über Ideen, hangelt sich von Wendung zu Wendung: ‚Affliction‚ greift seine eingangs etablierte, schwindelerewgend-hyperventilierende Gitarrenfigur erst am Ende einer neunminütigen Reise wieder auf, ‚Ghosts of a Dead Empire‚ beginnt monströs nach vorne pochend mit bellenden Backgroundvocals, nur um sich nach und nach zu beruhigen. ‚Fat of the Ram‚ will sich nicht unwiederbringbar in Richtung störrischer Slide-Gitarren-Kantigkeit oder fließender Klarinetten-dröhnender Insichgekehrtheit auswachsen, während das abschließende ‚No Safe Harbor‚ mit seinen tiefen Moll-Pianoakorde, Flöten und Cello-Finale dann ohnedies über weite Strecken abseits der schiebenden Wände im elegischen Folk stattfindet. So „kompakt“ in die Eingängkeit wie im mit siebeneinhalb Minuten deutlich kürzesten Rock-Mosaikstein ‚Cosey Mo‚ geben sich Subrosa eben nur selten.
Zwischen all der aufgefahrenen Härte strahlen Subrosa dann ausgerechnet als Meister der leisen Zwischentöneöne, weben eine immanente Melancholie an Kippe zur (unerfüllten) Sehnsucht in all ihre Songs: „All of my life/ I’ve been waiting for you“ scheint Rebecca Vernon inmitten der behäbigen Vibraphon-Soundgewässer von ‚The Usher‚ zu ertrinken, bevor Jason McFarland im Wechselgesang herzerwärmend zur Seite steht: „All of my life/ I’ve been waiting for you/With open arms/ I’ll come running towards you„.
„I promise you that I will find you/ I’ll dig up every unmarked grave/I promise you that I will find you, darling, find you/ And on your tomb I“ll carve your name“ heißt es später weiter, denn unter all der harten Schale hat ‚More Constant Than The Gods‘ einen weichen Kern, das Drittwerk ist im Grunde seines gleichermaßen für Sleep wie PJ Harvey schlagenden Herzens eine bisweilen zutiefst romantische Platte geworden. Und nebenbei wahrscheinlich auch die beste Profound Lore-Veröffentlichung seit Pallbearer’s Meisterwerk ‚Sorrow and Extinction‚.
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