Omar Rodríguez-López – ¿Sólo Extraño?
The Mars Volta sind Geschichte, das Bosnian Rainbows-Debüt steht in den Startlöchern – und auf Omar Rodríguez-López 26. Soloalbum ist auf chaotisch-zerrüttete Art und Weise alles beim experimentellen Alten. Diesmal wieder einmal um das kleine Quäntchen besser als zuletzt.
Hauptverantwortlich ist dafür insgeheim der Mann hinter der Schießbude: Deantoni Parks. Der neue Lieblingsbuddy von Rodríguez-López setzt auf ‚¿Sólo Extraño?‘ mit seinem unnachahmlichen Talent für gefrickelte Jazz-Rhythmen den Nährboden für jedwede Ausuferung des 37 jährigen theoretischen Ausnahme-Gitarristen und seine hier praktisch angewandten Soundscapes. Parks setzt markante Akzente, befeuert die neun „Songs“ gleichermaßen unermüdlich antreibend, erdet sie und springt wie auf Krückstöcken um zahlreiche Genres umher. Funk-Momente in ‚Horror (original)‚? Klar, warum nicht! Orientalischer Dubstep-Drum’n’Bass in ‚Turn For Caring‚? Irgendwie ja! Rock? Immer irgendwie möglich! Störgeräusch-Jazz in ‚Machu Picchu‚? Vom Gedanken her vielleicht! Letztendlich gar nichts davon und noch mehr, typisch hirnwütiger Omar Rodríguez-López-Kram eben.
‚¿Sólo Extraño?‚ ist ein verdrehter Experimentalrock-Fiebertraum par excellence geworden. Verquer, sperrig und doch vor allem faszinierend berauschend, weil eben nicht von jeglichem Hörvergnügen befreit. Rodríguez-López zeichnet sich für „vocals, synthesizers, sequences, guitars, keyboards, bass, drum machine, double bass“ verantwortlich – und nichts davon klingt, als wäre es nicht über unzählige rotierende Gehirnwindungen durch gegen jede Konvention ausgrenzende Effektgeräte gejagt worden. Wummern die Bässe, tun sie es oft wie bestialische Tanzflächenbomber, öffnet sich das Duo sphärischen Klangwelten muss man vor allem an die Weirdos von Gang Gang Dance denken. Und tatsächlich: weit entfernt von deren Brillanz ist Rodríguez López gar nicht, wäre er auf Solopfaden nur stärker an angreifbaren Melodien oder tanzbaren Beats interessiert. Als Vergleichsobjekt bitte ‚Invisible Laziness‚ herbeizitieren.
So hat Rodríguez López mit seinem kongenialen Sidekick Parks zumindest schon einmal den psychedelisch-pulsierenden Alptraumentwurf dazu geliefert, was für den geborenen Puerto Ricaner im Spektrum seiner Möglichkeiten läge. Dass der Tausendsassa abermals gekonnt an den Optimum vorbeischrammen: Ehrensache. Bis ‚¿Sólo Extraño?‚ mit dem puren Schlagzeug-Wahnsinn während des in ständiger Schieflage taumelnden ‚Quemamos Lo‚ in Freejazz-Manier zerplatzt entfesseln die beiden Bosnian Rainbows-Kollegen jedoch ein progressives Feuerwerk, dass so vielleicht niemand sonst hinbekommen kann, weil das eben auch kaum jemand derart machen wollen würde. Ein berauschender Ideengarten ohne Hemmungen, und vor allem leider auch ohne physische Veröffentlichung. Geschmackssache also auch und vor allem, mal wieder.
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