Mastodon – Live at Brixton
Nur zwei Jahre und ein Studioalbum sind seit dem letzten Mastodon-Live-Mitschnitt ‚Live at the Aragon‚ vergangen. Warum ‚Live at Brixton‚ der bessere Mitschnitt ist, man sichzumindest als Fan der progressiven Metalmacht aus Atlanta aber trotzdem bedenkenlos beide Livealben ins Regal stellen kann und sollte.
Wo ‚Live at the Aragon‚ den Fokus auf ‚Crack the Skye‚ legte und abseits einiger weniger Ausnahmen keinen Platz für die restliche Discographie abseits des vierten Mastodon-Studioalbums ließ, ist ‚Live at Brixton‚ nun ein enorm ausführlicher Rundumschlag durch alle Phasen der Band geworden, der praktischen keinen Hit auslässt (nur eben vielleicht als ausgleichende Gerechtigkeit mit Ausnahme des Titelsongs und ‚Ghost of Karelia‚ jegliches Material von ‚Crack The Skye‚ aussparrt, dazu ‚Remission‚ leiderein wenig stiefmütterlich behandelnd) und das leidige Thema Best Of als ermüdende Weihnachtsveröffentlichung obsolet erscheinen lässt: 24 Tracks in 97 Minuten lassen praktisch kaum Wünsche offen, für Langzeitfans wie auch als potentielle Kennenlernplatte (mit durchaus vorhandenem Abschreckungsmomenten).
Mastodon selbst präsentierten sich in London des Februar 2012 in bestechender Verfassung und dynamischer Spielfreude (wer die Band bereits live erlebt hat wird wissen: das muss absolut nicht so sein, die können durchaus enttäuschen!), der Sound kommt auf Konserve druckvoll aus den Boxen. Die Dokumentation von jedweder Publikumseinmischung wurde auf ein Minimum reduziert, Interaktionsversuche seitens der Bühne dazwischen gibt es wie immer praktisch nicht. Die Atmosphäre ist ohne Hochglanz eingefangen, die Schnittmenge zwischen roh und hochwertig gefunden und die Unterschiede zu den stets perfekten Studioversionen sind vor allem soundtechnischer Natur: die Leadgitarre steht prominent und biestig am Podest, der Gesang liegt auf der Bühne gewohntermaßen ein bisschen arg weit neben der Spur: was vor allem Brent Hinds in ‚Bedazzled Fingernails‚ oder ‚Creature Lives‚ krakeelendend im Hintergrund veranstaltet kann dann abseits jeglicher seriöser Melodieführung schon beinahe ins bierselig Absurde verfrachtet werden. Gesangsgenies waren Mastodon nie, am Mikrofon ist ‚Live at Brixton‘ bestenfalls solide. Und gut: Mastodon sind die bessere Studioband, keine Livemacht. Dem Unterhaltungswert spielt es dennoch in die Karten – wem das zu schräg ist, der darf ja weiterhin zur Makellosigkeit der regulären Studioplatten greifen.
Aber: für ‚Curl of The Burl‚ und seine ‚The Hunter‚-Kollegen zeigen Mastodon dazu deutlich mehr Zähne als in der glatten Mike Elizondo-Studioversion, was den Songs nicht nur hervaorragend steht sondern diese auch anstandsloser neben modernen Klassikern wie ‚Capillarian Crest‚, ‚Megalodon‚ oder ‚Blood and Thunder‚ bestehen lässt. ‚Live at Brixton‚ ist kein ‚Live at Leeds‚ oder ‚Alive!‚ – macht aber durch die Bank enormen Spass.
Beim abschließenden ‚Creature Lives‚ gibt’s dann ohnehin kein Halten mehr: die Vorbands Red Fang und The Dillinger Escape Plan stürmen als Unterstützung die Bühne und tragen das bisher größte Konzert der Band fulminant in den Himmel. Das hört man nun nicht unbedingt zu jedem Zeitpunkt, wird es aber bei der im Februar nachgereichten Bildträger-Version der vorerst nur als Download erscheinenden Veröffentlichung sehen können. Auch ohne optische Unterstützung ist ‚Live at Brixton‚ aber schon jetzt ein beinahe optimales Live-Dokument der aktuell wohl besten Metalband der Welt und dazu der ideale Anheizer für das im Frühjahr 2014 kommen sollende sechste Studioalbum von Mastodon.
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