Iron Reagan – Crossover Ministry

von am 10. März 2017 in Album

Iron Reagan – Crossover Ministry

Kein Rost, keine Umbrüche. Die längste Pause zwischen zwei Veröffentlichungen der U.S.-Crossover/Thrasher sollte keine falschen Vorabschlüsse nahelegen: Iron Reagan setzen ihre bisherige Schiene auf Crossover Ministry wenig überraschend ebenso nahtlos wie solide fort.

Knappe 3 Jahre sind vergangen, seit die beiden Municipal Waste-Rabauken Tony Foresta und Land Phil im Gespann mit A.N.S.-Gitarrist Mark Bronzino, dem ehemaligen Darkest Hour-Schlagwerker Ryan Parrish sowie Hellbear Basist Rob Skotis den so prägenden Sound ihrer Stammband mit Iron Reagan deutlicher durch den Punk und Hardcore Geschliffen haben. Eine lange Zeit für eine Quasi-Allstarband, die in ihren Anfangstagen mit den Veröffentlichungen nur so um sich geschossen hat – dafür gibt es diesmal den längst überfälligen DRI-Tribut gleich im Titel als Entschädigung.

Schließlich hat sich auch ansonsten wenig bis nichts getan, im angestammten Iron Reagan-Crossover-Kosmos – man verneigt sich gewissermaßen sogar vor sich selbst. Immer noch hauen Iron Reagan ihren Thrash mit rasender Hardcore-Kante aus dem Gebälk, immer noch wettern Brüllwürfel Foresta und Co. gegen Misstände, gegen Politik (und alleine mit Hassbatzen wie Megachurch oder Dogsnotgods mehr denn je) gegen Religionen. Bis die Kehlen und Finger bluten wütet das Quintett, Ehrensache – hämmert einem hinter der getriebenen Angepisstheit aber ein ums andere Mal auch wieder das brachiale Party-Grinsen um 5 Uhr früh ins Gesicht. „Fuck the neighbors/ Fuck your yard/ The more that you complain/ The more we’ll go hard„. Ebenso exemplarisch für die Veranlagung der Kombo.

In erster Linie machen Iron Reagan immer noch bierselig brachialen Spaß, wenn ihre durchaus sozialkritischen Mittelfingergesten da mit ordentlich Druck den Pit anrühren. Fuck the Neighbors ist jedoch einer der prägnantest im atemlos durchrasenden Gesamtwerk aufzeigenden Einzelmomente geworden. Denn wo 18 überfallsartige Songs im Einerlei unterzugehen drohen, stechen nur wenige Kompositionen tatsächlich aus dem mitunter generischen, so ausfallfreien wie leider relativ höhepunktarmen Gefüge hervor.
Das gehetzte A Dying World etwa, mit seinem knackigen Riffing, den Gangshouts und einem ranzigen Solo. Der auf der Überholspur gallopierende Rock’n’Metal von Grim Business, worauf das bärenstarke Dead With My Friends das Genick mit brutaler Zuneigung und dem harten Phil Hall/Kurt Ballou-Sound durchrüttelt. Aber derart nachhaltige Hooks wie im Groupshout-Intermezzo Power of the Skull bleiben dann doch die Ausnahme, nicht jeder Song beackert die Slayer/Anthrax-Kerbe derart wüst wie More War. Highlights sind selbstverständlich vorhanden – zwischen zu vielen Standards.

Gerade auch die Gastbeiträge sorgen weniger für Varianz, als dass sie das Ergebnis verwässern. Andreas Sandberg impft Megachurch etwa einen dünnen Dead Kennedys-Vibe ein, Marissa Paternoster sorgt bei Eat or be Eaten für einen Moment der elektronischen Verwirrung. Soviel Klasse die dennoch wie Öl hinuntergehende Masse hier ungeachtet dieer Ausbrüche auch hat, sie verschwimmt in Summe doch zu einem nur schwer differenzierbaren Schlagabtausch der Trademarks. Ein Vorwurf, den sich Crossover Ministry – gerade in Relation zu aktuellen Veröffentlichungen von etwa jener den Tourkollegen von Power Trip – insofern gefallen lassen muss: Iron Reagan stagnieren mit ihrem dritten Langspieler auf hohem Niveau. Bedienen damit Genre-Laufkundschaft perfekt, unterhalten ihr Stammpublikum aber weniger mitreißend als noch auf Worse Than Dead und The Tyranny of Will.
Man hat den typischen MO der Band schlichtweg bereits noch furioser, noch spannender und besser von Iron Reagan gehört. Das ist Jammern auf hohem Niveau, klar. Zumal Crossover Ministry dennoch mühelos auf Heavy Rotation läuft. Es bleibt der dezente Beigeschmack einer souveränen Ergebnisverwaltung. Das sei einer der weiterhin besten Bands ihrer Zunft aber freilich verziehen.

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