Garish – Trumpf
Die heimlichen (Indie)Pop-Könige Österreichs haben sich nach den Soloausflügen einzelner Mitlgieder (Markus Perner trommelte für die sehr erfolgreiche Thees Uhlmann-Band und Gitarrist Christoph Jarmer wirbelte als Esteban’s die FM4 Charts auf) wieder zusammen getan. Die Emotionen ob der möglichen Auflösung der Band und des schwierigen Zusammenfindens merkt man der vielleicht lautesten und rockigsten Platte der burgenländischen Truppe deutlich an: die Instrumentalisierung wurden auf das Wesentliche reduziert, der Lärmpegel nach oben gedreht und statt sanfter Solostimme gibt es häufiger Chorgesang.
Über 16 Jahre hat die Band Garish aus Mattersburg im Burgenland schon auf dem Buckel. Sechs Studioalben, eine Liveplatte, ein Soundtrack (Elisabeth Scharangs ‚Tintenfischalarm‚), zahlreiche Konzerte und Festivalauftritte (u.a. beim Forestglade Festival) sowie Auftritte als Support für Lauryn Hill und die Red Hot Chili Peppers und viele Achtungserfolge in der Alternativen Szene zählt die Biografie der Band. Allein die Unterwanderung des Mainstream wollte nicht gelingen, obwohl Garish ihre (selbst gegründete) Plattenheimat Schönwetter Schallplatten für einen Ausflug zum Major Universal verließen um ihr Album ‚Parade‚ zu veröffentlichen. Nach mäßigem Verkaufserfolg ging es wieder zurück zu Schönwetter Schallplatten (die im Übrigen einst Ja,Panik beherbergten und erfolgreich förderten). Ein möglicher Grund für das Scheitern des großen Durchbruchs ist sicherlich auch eine der größten Stärken der Band: die lyrisch-anmutenden verschrobenen Texte eröffnen sich nicht gleich jedem, und selbst nach genauem Hinhören erschließen sich die zahlreichen Metaphern selten. Das hat sich seit dem Debüt ‚amaurose pur‘ nicht geändert und ist auch auf dem aktuellen Album beibehalten worden.
„Fälscher, Blender, mieser Hund. Den Vollidioten heißt man dich. Und auf den Dächern sagt man sich wer Bogart falsch zitiert, hat das verdient“ singt Thomas Jarmer in der Vorabsingle ‚Auf den Dächern‚ und macht klar, dass man bei Garish trotz vierjähriger Pause wieder zu alten Höhen zurück gefunden hat. Der Track ‚Alte Bekannte‚ erinnert nicht nur durch den Einsatz der Gitarre an frühere Werke und könnte auch ohne weiteres auf dem 2002 erschienenen ‚wo die nacht erzählt vom tag‚ zu Hause sein. Die zweite Vorabsingle ‚Ganz Paris‚ bereitet die Fans dann auf den häufigen Chorgesang auf ‚Trumpf‚ vor. Garish wollten dieses Mal auf zusätzliche Instrumente verzichten, allein schon um die Umsetzung auf der Bühne zu erleichtern, und griffen als Ersatz auf mehr Stimmen zurück. In einem Interview mit The Gap beschreibt Sänger Thomas Jarmer dieses Miteinandersingen als Verständnis wie sich die Band selber sieht, also mehr als nur ein Frontman mit seinen Mitmusikern. Dieses Selbstverständnis wird bereits im Opener ‚Zweiunddreißig Grad‚ sichtbar, denn da dürfen alle Bandmitglieder in den Refrain mit einstimmen.
Insgesamt wirkt ‚Trumpf‘ wie die logische Weiterentwicklung einer Band, die keinen Stress hat sich neu zu erfinden, denn das müssen nur Bands, die mit ihrem Stil an künstlerische Grenzen stoßen. Wie immer fliegen einem wunderbar verworrene Metaphern getragen von starken Melodien um die Ohren geworfen. Mit ‚Ganz Paris‚ und ‚Auf den Dächern‚ finden sich auch zwei waschechte Garish-Hits auf dem Langspieler, die es locker auf ein Best Of der Burgenländer schaffen würden. Allerdings taucht auch die eine oder andere Länge auf, etwa bei ‚Noch einmal das Echo hören‚ dessen Refrain nicht so richtig zu zünden vermag. Man ist gespannt auf die Liveumsetzung, die sicher dabei hilft Zugang zur Gefühlswelt der charmanten Truppe zu erhalten. An den großartigen Vorgänger ‚Wenn dir das meine Liebe nicht beweist‘ reicht das aktuelle Album nicht ganz heran, aber für lang gediente Garish-Fans reiht sich ‚Trumpf‘ nahtlos in die absolut hörenswerte Diskografie ein.
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