Death From Above – Outrage! is Now
Die Death from Above-Derwische Sebastien Grainger und Jesse F. Keeler haben den Bandnamen windschnittiger entschlackt und stattdessen an anderer Front ein wenig an demonstrativ geradliniger Zielstrebigkeit aufgegeben. Kein Schlechter Deal für Outrage! Is Now.
Zugegeben: das dritte Studioalbum der Kanadier hat per se einen dankbareren Stand als sein Vorgänger The Physical World, der eine Dekade nach dem brachial-unsterblichen Zeitgeist-Geniestreich [amazon_link id=“B0007OGXKK“ target=“_blank“ ]You’re a Woman, I’m a Machine[/amazon_link] ohnedies nur verlieren konnte. Dass dem wieder zusammengerauften Duo aus Toronto ungeachtet der immensen Erwartungshaltung zur Reunion allerdings nur ein „Halbsteifer von einem Album“ (© Clown_im_OP) gelang, der die Tugenden des Debüts gar zu verkrampft und vorhersehbar aufwärmen wollte, hat einem durchwegs souveränen, mit selbstreferentiellen Plagiats-Hits schnell erschöpfenden und vor allem auf der Stelle tretenden Comeback freilich auch nicht unbedingt in die Karten gespielt.
Dass die Band weitere drei Jahre später (und diesmal im Windschatten der immer noch so viel langweiligeren Epigonen von Royal Blood) nicht nur endlich vom einst juristisch notwendig gewordenen Namenszusatz befreit zu Werke geht, sondern generell vom einschränkenden Hype um die Reunion sowie dem damit verbundenen externen Druck entlastet operiert, hört man dem deutlich unbeschwerter zu Werke gehenden Outrage! Is Now nun praktisch unmittelbar an.
„Outrage! Outrage! I’m Out Of Rage/ Maybe It’s My Age/…/Maybe I’m Wrong /Suddenly, I Don’t Belong / To Anyone, Or Anything“ singt Grainger im mit bratendem Synthiebass um seine lauernden Ausbrüche streunenden Titeltack also nicht ganz unrichtig, fasst damit aber nur die halbe Wahrheit zusammen, wenn Outrage! Is Now den Vorgänger mit einigen Freiheiten weiterdenkt, ohne die Eckpfeiler der Band deswegen gleich neu zu erfinden.
Das kann man grundsätzlich reifer nennen, wenn Death from Above das Tempo immer wieder drosseln, die Spannungen und hedonistischen Energien anders kanalisiert und umgeschichtet – eventuell ist das ja die Entwicklung zum Erwachsenwerden, wer weiß. Abgeklärt ist das irgendwie, aber auch entspannter unanständig. Grainger und Keeler klingen jedenfalls nicht mehr aus dem Pflichtgefühl heraus sexy, weil es eben zum Bandprogramm gehört, sondern weil sie in der hinter sich gelassenen Bürde eine gewisse laszive Anziehungskraft zurückerobert haben.
Death from Above randalieren ohne angehängte Jahreszahl lockerer, befreiter, weniger brachial – als hätten die beiden ganz allgemein mehr Spaß am Entstehungsprozess gehabt. Das Songwriting ist dadurch nicht verschachtelter geworden – und zeigt ab dem mit regelrecht sanfter Patina daherkommenden All I C Is U & Me auch, wie leicht sich die Band an ihren Limitierungen weiterhin erschöpfen kann – aber zumindest nicht mehr derart stromlinienförmig. Dass Death from Above beginnen variabler im Umgang mit der ihnen angestammten Formelhaftigkeit umgehen, trifft es vielleicht am ehesten.
Outrage! Is Now ist deswegen zwar immer noch nicht der Weisheit letzter Schluss – vor allem nicht, um über monotone Psychedelik-Sackgassen wie Statues aus dem ewigen Schatten von dem in seiner Art wohl nicht reproduzierbaren Furiosum You’re a Woman, I’m a Machine zu treten -, allerdings ein zufriedenstellender Impuls, um nicht nur wieder Laune zu machen, sondern gar die mögliche Relevanz von Death from Above wieder wachzukitzeln.
Nomad drängt also wuchtig nach vorne und überlegt sogar den Umweg über eine regelrecht progressiv anmutende Bridge, bleibt aber eine heavy-shakende Bank, als hätten die Riffrocker von Wolfmother einen Song für den Dancepunk-Club geschrieben. Der astrein mit dem Pop schwanger gehende Hit (!) Freeze Me basiert auf einem legeren Pianoloop, schiebt mit produktionstechnischer Intensität im Refrain und atmosphärischer Zurückgenommenheit in der Strophe, lebt aber vor allem auch von der famosen emotionalen Gesangsleistung Graingers.
Caught Up schleppt sich dagegen schroff neben der Spur, findet mit anzüglichen Schnippen und Handclaps hinten raus zu einer Black Sabbath-Nummer auf Speed und ist damit für wenige Momente das bessere Villains – und gewissermaßen der Mittelfinger von Eric Valentine an Mark Ronson und die Queens of the Stone Age.
Moonlight klingt dann sogar wie eine schwülstig ballernde Muse-Nummer mit Goth-Einschlag und Holy Books gönnt sich neben viel Routine einen fast schon Beatles‚ken Ausflug in die jubilierende Harmonie. Konsequenz in dieser Hinsicht wäre begrüßenswert – da dürfen ruhig weitere stilistische Scheuklappen fallen: In Zukunft bitte mehr von derartigen Exkursionen abseits dröger Sicherheitsgedanken.
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