Conan – Revengeance

von am 23. Februar 2016 in Album, Heavy Rotation

Conan – Revengeance

Jon Davis rührt die bisher kolossalste Schlacht seiner im steten Wandel befindlichen Doom-Macht Conan an: Soundtechnisch moderner, stilistisch aufgeschlossener und dynamisch imposanter als auf ‚Revengeance‚ hat das englische Trio bisher noch nie geklungen.

Bandkopf Davis hat als einzige Konstante in einem sich stetig drehenden Mitgliederkarussell längst aus der Not eine Tugend gemacht: Er begreift die Veränderung als Chance zur vorsichtigen Entwicklung, auf ‚Revengeance‚ intensiver denn je. Doch der Reihe nach.
Während ihm seit jeher in unregelmäßigen Abständen die Bandkollegen absprangen, schien das Line Up der Liverpooler rund um die spartanischen Rohheit des 2012 so unendlich heavy wütenden „caveman battle doom“ von ‚Monnos sowie dem malstromartigen 2014erNapalm Records-Einstand ‚Blood Eagle‚ gefestigt, doch nach den Abgängen von Phil Coumbe und Paul O’Neil positionieren sich nun abermals neue Mitstreiter um Davis‘ monolithisches und archaisch agierendes Songwriting. ‚Revengeance‚, „the act of gaining revenge at a rate of at least 2.54 times greater to that of standard revenge and 1.61 that of standard vengeance“ denkt nun als neuerliche Evolution von Conan die Errungenschaften von ‚Blood Eagle‚ insofern erstaunlich anstandslos fort – zudem jedoch überraschend prominent auf den Schultern der beiden Neo-Mitspieler von Conan-Boss Davis.

Zum einen ist da der Sound. Nachdem Chris Fielding gemeinsam mit Khanate-Mann James Plotkin seit jeher für den Klang der Band verantwortlich zeichnete, stieg der 34 Jährige Produzent und Musiker 2013 nach den Aufnahmen zu ‚Blood Eagle‚ kurzerhand auch als Bassist bei Conan ein.
In seiner Doppelfunktion rückt die Band nun klangtechnisch näher denn je an aktuelle Genrekollegen wie Monolord.Revengeance‚ dröhnt voll und weitläufig, kultiviert eine Dichte, die atmosphärische Überbauten stärker forciert, sich aber dennoch eine trockene Humorlosigkeit bewahrt, die ihre Wucht mit minimalistischer, stoischer Brachialität hervorpresst. Wenn Conan so soundspezifisch genau genommen auch abermals an eindeutigen Alleinstellungmerkmalen verlieren, wird ihr Vorsprung gegenüber einem Gros der Konkurrenz gerade dadurch auch deutlicher denn je.
Die saubere, aufgeräumtere und weniger im Sludge watende Produktion schafft zudem Raum für den frischen Wind, den Neo-Drummer Rich Lewis in die Band bringt.

Ein adäquates Spiel zu seinem brillanten Vorgänger Paul O’Neil beherrscht der Intensive Square-Schlagwerker einerseits fraglos – er fesselt das grimmige Szenario mühelos mit schleppender Präzision, lässt die Drums mit unbarmherziger Präsenz und schwer malträtierender Behäbigkeit walzen. Andererseits ermöglicht er Conan aber auch Ausflüge in bisher ungekannte Szenarien. Schon ‚Throne Of Fire‚ bolzt mit unerbittlicher Kraft nach vorne, mit schier atemloser Getriebenheit, bremst die rasant bretternde Hatz aber immer wieder zu einem tektonisch schiebenden Slo-Mo-Refrain aus, in dem Conan ihren Ruf als heavieste Band diesseits des Hyborischen Zeitalters untermauern.
Every Man Is An Enemy‚ operiert dagegen mit einer aus der fettesten Rockrhythmik entlehnten Metal-Leichtigkeit (freilich nur für Conan-Verhältnisse!), während der brutal auf das Gaspedal drückende Titeltrack ohne Nahtstellen seine Fühler mit hardcoreschwerer Dominanz bis in den Crustpunk rasend zieht. Wandelbarer, facettenreicher und dynamischer als auf diesem Nährboden konnte Davis seine Ideen bisher noch nicht ausformulieren.

Daran ändert auch wenig, dass ‚Revengeance‚ im abschließenden, weitschweifenden 12 Minuten-Monolithen ‚Earthenguard‚ primär Genre-Eklektizismen deklinieren – dies aber mit fesselnder Bravour und einer immensen Kurzweiligkeit. Man schreitet eben auch mal mit titanenhafter Zufriedenheit durch die eigenen Hohheitsgebiete, das Trio hat sich diesen zementierenden Müßiggang schlichtweg verdient.
Denn für ‚Wrath Gauntlet‚ gebiert Conan etwa aus einem noiseschwangeren Monstrum einen sich selbst in Trance wummernden Feedback-Bastard, während Davis seinem monotonen Geschrei (weiterhin gleichzeitig absolutes Trademark wie einzig markante Schwachstelle der Band) immer öfter das markerschütternde Gebrüll Fieldings gegenüber stellen kann, was zusätzlich für eine angenehm robuste Grundierung sorgt.
Spätestens wenn das absolut überragende ‚Thunderhoof‚ seine Gemütslage garstig zwischen langsam und noch langsamer attackierend verschiebt, um nicht den Anschluss an das bestialisch-imposante Mega-Riff in seiner kolossalen Bösartigkeit zu verlieren, bevor Conan sich immer tiefer in einen finsteren Morast zurückziehen, in dem sich sogar Thou wohl fühlen würden, dann ist nicht nur klar, dass sich an der Doom im Jahr 2016 bis auf weiteres an ‚Revengeance‚ messen wird müssen. Man hat es hier auch mit der bisher stärksten Inkarnation dieser Ausnahmeband zu tun.

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